Haus des Rundfunks
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Haus des Rundfunks

Das Haus des Rundfunks wurde 1929 errichtet und steht gegenüber des Funkturms im Berliner Ortsteil Westend. Die Hauptfassade erstreckt sich entlang der Masurenallee. Das von Hans Poelzig entworfene Gebäude ist architektonisch, wie auch rundfunkgeschichtlich von großer Bedeutung.

Nachdem ich bereits an der Messe ICC fotografiert hatte, lief ich noch am Haus des Rundfunks entlang, welches man aufgrund seiner Fassade kaum übersehen kann. Ich hatte ausschließlich mein 70-200 dabei. Bei Architekturaufnahmen muss man dann darauf achten, dass man möglichst weit von den Gebäude entfernt ist, um unnötig stürzende Linien zu vermeiden. Dem aufmerksamen Leser und Berlinkenner wird eventuell auch auffallen, dass gar nicht alle Bilder das Haus des Rundfunks zeigen.


Geschichte des Haus des Rundfunks

Das Haus des Rundfunks war 1930 eines der ersten Rundfunkgebäude in Europa. Besonders bemerkenswert ist, dass das Gebäude noch immer ideale räumliche Bedingungen für den Hörfunkbetrieb bietet. Hans Poelzig hatte damals kaum Vorbilder und stellte Überlegungen an, die bis heute Gültigkeit haben. Die Büro- und Redaktionsräume befinden sich an den Außenseiten des Gebäudes und umschließen die drei großen Studiokomplexe, die damit vom Straßenlärm weitgehend abgeschirmt sind. Im Büro- und Redaktionstrakt sind nur die Außenwände tragend; sämtliche Zwischenwände können daher je nach Bedarf der Raumgröße variabel herausgenommen und eingebaut werden. Da sich in der Zusammensetzung der Redaktionen häufig Veränderungen ergeben und Zwischenwände versetzt werden, variiert die genaue Anzahl der Räume ständig.

Das Bauwerk mit dem Grundriss eines an zwei Seiten abgerundeten Dreiecks wurde in den Jahren 1929-1930 unter der Bauleitung von Poelzigs Meisterschüler Max H. Berling errichtet. Verantwortlich für die Innengestaltung war Kurt Liebknecht, der zwei Jahrzehnte später als erster Präsident der Deutschen Bauakademie die Ausrichtung des Architekturstudiums in der frühen DDR maßgeblich beeinflussen sollte.

Das Haus des Rundfunks wurde am 22. Januar 1931 eingeweiht. Ab 1931 sendeten die Funk-Stunde Berlin, die Deutsche Welle GmbH (ab 1933: Deutschlandsender) und die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft aus dem Haus des Rundfunks. Am 22. März 1935 begann dort der Deutsche Fernseh-Rundfunk (DFR) seinen Betrieb. Das erste reguläre Fernsehprogramm in Deutschland wurde über den benachbarten Funkturm vom Fernsehsender Paul Nipkow ausgestrahlt. Von 1939 bis 1945 war das Haus des Rundfunks die Zentrale des Großdeutschen Rundfunks.

Im Mai 1945 besetzte Major Popow mit einer Kompanie der Roten Armee das Haus des Rundfunks. Als Rundfunkfachmann kannte er das Gebäude, da er von 1931 bis 1933 als Ingenieur-Praktikant hier gearbeitet hatte. Ab 4. Mai wurden unter sowjetischer Leitung erste Aufrufe und Nachrichten gesendet. Am 13. Mai 1945 begann wieder ein regulärer Sendebetrieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zum Spielball des Kalten Krieges. Mit der Aufteilung in vier Sektoren begannen Briten, Franzosen und Amerikaner in ihren Sektoren mit eigenen Rundfunkprogrammen. Obwohl im britischen Sektor gelegen, diente es bis 1950 dem von der sowjetischen Besatzungsmacht kontrollierten Berliner Rundfunk. Im Haus des Rundfunks bauten die Sowjets in aller Stille die technische Einrichtung ab und verbrachten sie in ihren Sektor in das neu gebaute Funkhaus Nalepastraße im Ostteil Berlins.

Im Jahr 1952 sperrte die Britische Armee es als Reaktion auf die Abriegelung Steinstückens ab. Bis zur Übergabe von der sowjetischen Militärkommandantur, wechselte sich alle 14 Tage ein Wachkommando in der Bewachung des leeren Gebäudes ab. In dieser Zeit sind vermutlich die kyrillischen Schriftzeichen in den Putz geritzt worden. Diese Graffiti wurden bei Sanierungsarbeiten an der Fassade 1998/1999 entdeckt und wegen ihrer Bedeutung als Dokument für die wechselvolle Geschichte des Hauses konserviert und dokumentiert.

Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten diente das Gebäude ab Ende 1957 dem Sender Freies Berlin zur Produktion und Ausstrahlung seiner Hörfunkprogramme. Da die Sowjets die gesamte Studiotechnik demontiert und mitgenommen hatten, musste das Gebäude mit komplett neuer Technik ausgestattet werden. Dadurch wurde der SFB im Haus des Rundfunks zum Vorreiter für die Entwicklung der Stereofonie und ihren Einsatz im Hörfunk. Am 1. Mai 2003 ging der SFB mit seinen Programmen und Gebäuden im RBB auf.

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