De Punt - Südspitze des Atlantikwalls
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De Punt – Südspitze des Atlantikwalls

Auf der südholländischen Insel Goeree wurden zwischen 1942 und 1945 ca. 300 Bunker erbaut. Diese Bunker gehören alle zum sogenannten Atlantikwall, der deutschen Verteidigungslinie, die von Norwegen bis zur spanischen Grenze verläuft. Dieser Komplex ist aufgrund seiner außergewöhnlichen Bunkertypen und seiner Bauweise als einzigartig zu bezeichnen.

Im Komplex befinden sich vier schwere Betonbunker, die speziell auf diesen Standort angepasst wurden. Es gibt in den Niederlanden drei weitere Bunker des Typs 504. Zwei davon stehen bei De Punt bei Ouddorp und einer bei Den Helder. Eine weitere Besonderheit dieses Komplexes ist seine vollständige Erhaltung. Sämtliche unterstützenden Bauten wie die Wasserquelle, der Vorratsbunker, Toilettenbunker und Munitionsbunker sind noch vorhanden.

Der Tobruk Bunker

Im Herbst 2015 wurde bei Bauarbeiten am Hoge Pad in Ouddorp ein Betonobjekt entdeckt. Es stellte dass es sich um einen Bunker handelt, der im Zweiten Weltkrieg zum Hauptquartier des deutschen Bataillons gehörte. Die Stiftung WO2G0 hat sich für den Erhalt dieses Bunkers als Teil der Geschichte von Goeree-Overflakkee eingesetzt. An der Bunkerroute beim Punt in Ouddorp konnte die Stiftung einen geeigneten Standort anbieten. Am 14 Mai 2016 wurde der 28 Tonnen schwere Koloss hierher versetzt und dient nun als Aushängeschild für die Bunkerroute.

De Punt – Südspitze des Atlantikwalls

De Punt ist ein besonderer Bunkerkomplex: Sowohl der niederländische Name De Punt als auch die deutsche Bezeichnung Südspitze weisen auf die geographische Lage hin. Dieser Bunkerkomplex liegt nämlich am südlichsten Punkt der Region Kop van Goeree. Es handelt sich dabei um eine strategische Position, da von hier aus der Grevelingen, der Meeresarm zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland (Provinz Zeeland) und Goeree-Overflakkee (Provinz Südholland) kontrolliert werden konnte. Die Bunker am De Punt waren schon bald nach dem Krieg vom Sand zugeweht und dadurch ist dieser komplex sehr gut erhalten geblieben.


Bunker 3 – St Schuilbunker

Ein bombensicherer Bunker als Unterkunft für das Bedienpersonal mit angebauter Galerie.

Bunker 3 ist einer der Bunker, der bereits seit Jahren sichtbar ist. Dies kann man deutlich an den Graffiti-Schichten, die sich im Laufe der Jahre auf den Bunkerwänden gesammelt haben, erkennen. Die jetzigen Türen wurden nachträglich zum Schutz der Fledermäuse eingebaut. Dieser Bunker hatte zwei Funktionen:
Er konnte eine Kanone aufnehmen und diente als Unterkunft für das Bedienpersonal.

Es handelt sich hierbei um einen Bunker vom Typ ST 504 auch Pak-Unterstellraum mit Gruppe genannt. ST steht für Ständig, was bedeutet, dass der Bunker bombensicher war, gassicher abgeschlossen werden konnte und über eine Luftfilteranlage verfügte. Das Besondere an diesem Bunker ist, dass er über eine angebaute Galerie verfügt. Der Grund dafür ist, dass der Eingang somit für direkten Feuerbeschuss vom Meer aus unerreichbar war. Diesen Anbau findet man auch bei den anderen drei ST-Bunkern dieser Bunkerroute.

Diese Bunker sind nicht nur aufgrund ihres Anbaus interessant, sondern auch wegen ihrer Seltenheit. In den Niederlanden gibt es lediglich drei Bunker dieses Typs. In der Decke des Bunkers befand sich ein Durchgang für ein Periskop sowie weitere Durchgänge für Antennen, die den Telefonkontakt ermöglichten. Vom ST 502 aus führten zwei Wege zu zwei offenen Bettungen. Im Bunker selbst war Platz für 11 Personen.


Bunker 4 – Der Garagenbunker

Eine an Bunker 3 angebaute Garage zur Lagerung eines Scheinwerfers.

Dieser Bunker wurde an Bunker 3 angebaut und ist vollständig gemauert. In dieser Garage bzw. diesem Depot wurden ein Scheinwerfer, mit einen Durchmesser von 60 cm, sowie das dazugehörende Aggregat zur Stromerzeugung gelagert. Der Scheinwerfer hatte eine Reichweite von 4000 Metern in der Breite und 7000 Metern in der Höhe. Zwischen der Garage und Bettung 5 befindet sich ein Pfad aus Pflastersteinen über den die Soldaten den Scheinwerfer zur gewünschten Stelle schieben konnten. Dies geschah, sobald ein Angriff feindlicher Schiffe oder Flugzeuge drohte. Der Scheinwerfer diente dazu, diese anzustrahlen. Der Scheinwerter wurde von zwei Soldaten bedient.


Bunker 6 – Die Panzerkuppel

Dieser Bunker diente der Verteidigung der Strandseite.

Dieser ist ein Bunker des Typs Tobrukstand für eine leichte Panzerkuppel. Auf diesem Gefechtsraum aus Stahlbeton befand sich eine Kuppel eines
französischen Renault FT 17 Panzers. Dieser Panzer wurde bereits im Ersten Weltkrieg genutzt und wird als erster moderner Panzer betrachtet. Im FT 17
saß der Fahrer nämlich vorne, der Motor befand sich im hinteren Teil und dazwischen war die Kuppel angebracht.

Diese Einteilung war damals einzigartig, wird aber mittlerweile oft in Panzern genutzt. In der Kuppel befand sich ein Reibel MG 311. Dieses französische Maschinengewehr wurde auch bei zwei anderen Tobrukständen am De Punt benutzt. Der Bunker diente zur Verteidigung des Strands in Richtung Grevelingen.

Bunker 8 – Offene Bettungen

Von der Bettung aus wurde der Feind auf Abstand gehalten.

In diesem Bunkerkomplex befinden sich drei offene Bettungen. Von diesen Bettungen aus wurden Feinde zur See und an Land mit Kanonen auf Abstand gehalten. Aus diesen drei Stellungen konnten die Kanonen in einem Winkel von 360 Grad abgefeuert werden. Die anderen beiden Bettungen sind Bettung 8 und 11. Es sind auch 8 kleine Nischen zu sehen in denen die Munition gelagert wurde.

Der Kanonentyp, der bei De Punt genutzt wurde, war die PaK 38/97. Diese zusammengestellte Kanone bestand aus dem Unterstand einer deutschen 5cm PaK 38 und dem Lauf einer französischen 7,5cm Kanone. Die 5cm PaK war im Kampf gegen die russischen Panzer nicht effektiv genug, sodass der französische Lauf zum Einsatz kam.


Bunker 10 – Schweres MG

Bunker für ein schweres Maschinengewehr.

Dieser Bunker ist ein Ringstand oder Tobrukstand für ein Schweres Maschinengewehr. Auf dem Rand des Bunkers befand sich eine drehbare Lafette, auf der ein MG 311 If montiert war. Von diesem Bunker aus konnte der Nordseestrand beobachtet und unter Beschuss genommen werden. Das Besondere an diesem Bunker ist die Schussbereichsmarkierung auf dem Rand des Rings.

Die Namen Anton, Berta, Casar und Dora stammen aus dem deutschen Buchstabier- oder Telefonalphabet. Im Niederländischen würden sich diese Namen in Anna Bernard, Cornelis und Dirk ändern. Die Namen entsprachen den Sektoren, von wo aus die Soldaten einen Angriff erwarten konnten. Ein ähnliches System wird auch heutzutage noch bei der Verteidigung eingesetzt.


Bunker 13 – Toilettenbunker

Ein Bunker mit Toilette.

In diesem Bunker befand sich die Toilettenanlage. Insgesamt waren hier zwei Sitzaborte vorhanden. Der Bunker wurde aus hygienischen Gründen etwas entfernt von den Wohnbunkern errichtet. Es gab nämlich keinen Kanalisationsanschluss, sodass man seine Notdurft auf einem Holzeimer verrichten musste. Dieser Holzeimer stand unter einem Brett mit einem Loch, das wegen des Gestanks mit einem Deckel verschlossen werden konnte.

Die Latrine in diesem Komplex ist sicher gebaut. Die sogenannte Scherbenmauer für die beiden Latrinen ist fast 10 Meter lang und der Boden liegt 3,5 Meter unter der Erdoberfläche. Eine Scherbenmauer bietet bei einem Luftangriff Schutz vor Bombensplittern. Darauf liegt eine 30cm dicke Betondecke und darauf wiederum 1 Meter Erde. Während der Ausgrabung dieses Komplexes wurden Überreste der Holzeimer gefunden, die allerdings nicht erhalten werden konnten.


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Kurze Fakten

Kategorie: Militäranlagen
Bundesland: Ausland
Erkundet am: 04.01.2023
Baujahr: ~1942
Verlassen seit: ~1945
Gesamtfläche: Keine Angabe
Noch begehbar: Ja
Denkmalschutz: Keine Angabe
Architekt: Keine Angabe
Quellen: Keine Angabe
Copyright: Pixelgranaten

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An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Betreten und Erkunden von verlassenen Orten nicht nachzuahmen ist. Niemand sollte sich durch diese Bilder zu Straftaten animieren lassen. Verlassene Gebäude ohne Erlaubnis des Eigentümers zu betreten ist illegal. Es kann direkt zur Anzeige gebracht werden und dazu noch sehr gefährlich sein. Die beschriebenen Erfahrungen müssen nicht die eigenen sein und sind zum Teil fiktiv.

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