Die verlassene Landesirrenanstalt
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Die verlassene Landesirrenanstalt

Die Landesirrenanstalt Teupitz ist seit fast 30 Jahren ein riesiger Lost Place in Brandenburg und zwar ein verlassener Ort mit einer langen und teils sehr grausamen Geschichte. Die Klinik wurde 1908 als Heil- und Pflegeanstalt eröffnet und bot damals bereits Platz für 1.050 Patientinnen und Patienten.

Die verlassene Landesirrenanstalt

Nachdem ich nun bereits vergebens zwei andere Orte angefahren habe, geht es für mich noch ein paar Städtchen weiter und zwar nach Teupitz. Der Weg führt mich über einen, durch die Sommersonne ausgedorrten Bolzplatz, hinter dem bereits die ersten Gebäude der Landesirrenanstalt Teupitz zu erkennen sind. Zwischen den trockenen Baumwipfeln ragt der große Aussichtsturm empor. In der Luft liegt eine gewisse Schwere und es sieht nach Gewitter aus.

Ich erreiche schließlich einen Zaun, der das Gelände komplett zu umgeben scheint und höre plötzlich Schritte hinter mir. Ich drehe mich hektisch um, aber zum Glück ist es nur ein älteres Pärchen, das hier gerade seinen Spaziergang macht. Die Türen und Fenster der Gebäude, die man vom Zaun sehen kann, sind mit Metallplatten zugesperrt worden. Da würde man nur mit roher Gewalt hineinkommen und das kommt für mich nicht in Frage. Noch möchte ich aber nicht aufgeben und schauen mich weiter um, ob es vielleicht doch noch irgendwo einen Eingang gibt.

Alles sieht danach aus, als würde man einen Spaziergang durch mittlerweile sehr herbstlichen Wald machen. Hier und da kann man eines der vielen alten Gebäudeteile der verlassenen Landesirrenanstalt erkennen. Dann gelange ich endlich an ein Haus, das nicht komplett verschlossen ist. Im Inneren ist es dunkel und kalt. Da ich kein Stativ dabei habe, schnellt der ISO-Wert meiner Kamera in astronomische Höhen und sonderlich viel gibt es hier nicht auch leider nicht zu entdecken. Die Räume sind weitestgehend leer geräumt. Ich gehe also wieder nach draußen und laufe weiter durch das kleine Wäldchen und gelange von dort aus zu einem größeren Platz, auf dem scheinbar eine Firma Steine zu lagern scheint und schon fühle ich mich gar nicht mehr so allein.

Neben diesem Platz steht der große alte denkmalgeschützte Wasserturm. Er ist an eine Art Lagerhalle angeschlossen. Diese ist aber auch nur ein weiterer zugemüllter Ort. Hier und da hängen Tafeln, die wohl die russische Besatzung dort gelassen hat. Was auf den Tafeln steht, kann ich deshalb leider nicht entziffern.

Nun bin ich bereits fast wieder dort angekommen, wo ich meine Tour gestartet habe. Ich bin im Kreis gelaufen. Ein weiteres Gebäude wird sichtbar und auch dieses ist nicht versperrt. Hier gibt es dann überraschenderweise doch noch ein paar Dinge zu entdecken. Alte Töpfe, Pfannen und Tücher liegen herum. In einem Raum stehen Tische und Stühle. Eventuell wurde hier einmal Essen zubereitet.

Die Geschichte der verlassenen Landesirrenanstalt

Die Landesirrenanstalt Teupitz im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg wurde 1908 als Heil- und Pflegeanstalt eröffnet und bot Platz für 1.050 Kranke. Das Gelände verfügte außerdem über einer Pensionärsanstalt für weitere 150 Personen. Hinzu kamen Verwaltungs- und Küchengebäude, ein Maschinenhaus mit Werkstätten, ein Landwirtschaftshof sowie große Grünanlagen.

Im Ersten Weltkrieg wurden hier Verwundete Soldaten und Zivilisten behandelt. Auf dem Gelände des Reservelazaretts entstand auch ein etwa 50 Meter hoher Schornstein mit einer Aussichtsplattform sowie 1917 eine Friedhofskapelle, die der Kirchenmaler Robert Sandfort ausmalte.

1923 schloss man die Einrichtung. Ein Jahr später öffnete man sie jedoch erneut und betrieb sie sieben Jahre lang als Heilanstalt. Man erweiterte die Landesirrenanstalt Teupitz um eine Schlachterei, einen Festsaal, ein Wasser- und Elektrizitätswerk, eine Gärtnerei, einen Friedhof und mehr als 20 Aufnahme- und Überwachungshäuser.

Zur Zeit des Nationalsozialismus, während des Zweiten Weltkriegs, wurden hier im Zuge der Euthanasiemorde Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen untergebracht, die dann in Tötungsanstalten der „Aktion T4“ ermordet wurden. Aktuellen Recherchen zufolge wurde hier in den Jahren 1935 – 1939 ingesamt 1.439 Sterilisationen durchgeführt und 1.884 Menschen ermordet. Die Gebäude der Anstalt trugen erniedrigende Bezeichnungen wie „Haus für zerstörungssüchtige Frauen“, „Haus für unruhige Kranke“ oder „Haus für verblödete Kranke“. Die Klinik war der Tötungsanstalt Bernburg unterstellt. Neben der Anstalt entstand für die Beschäftigten eigens der Ortsteil „Wärterdorf“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog die Sowjetarmee von 1945 bis 1994 das Areal der Landesklinik und betrieben ein Militärkrankenhaus das Oberkommando der russischen Streitkräfte sowie für Angehörige. Die Teupitzer Klinik war dem Garnisionskrankenhaus Wünsdorf zugehörig.

Seit 1997 steht das Areal mit seinen etwa 20 Gebäuden in Backsteinbauweise unter Denkmalschutz und kostet das Land in dem verwilderten, ruinösen Zustand jedes Jahr etwa 20.000 Euro. Die Brandenburgische Bodengesellschaft bemühte sich mehr oder weniger um die Vermarktung des Areals. In den vergangenen Jahren sollten diverse Projekte realisiert werden. Eigentumswohnungen, ein SOS-Kinderdorf, eine Europaschule, Luxuslofts und ein Café im Wasserturm. Auch Ateliers oder Gewerberäume konnte sich die BBG vorstellen. Bisher wurde aber keiner dieser Pläne umgesetzt.


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Kurze Fakten

Kategorie: Gesundheit & Heilung
Bundesland: Brandenburg
Erkundet am: Keine Angabe
Baujahr: 1908
Verlassen seit: 1997
Gesamtfläche: Keine Angabe
Noch begehbar: Nein
Denkmalschutz: Ja
Architekt: Keine Angabe
Quellen: Keine Angabe
Copyright: Pixelgranaten

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An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Betreten und Erkunden von verlassenen Orten nicht nachzuahmen ist. Niemand sollte sich durch diese Bilder zu Straftaten animieren lassen. Verlassene Gebäude ohne Erlaubnis des Eigentümers zu betreten ist illegal. Es kann direkt zur Anzeige gebracht werden und dazu noch sehr gefährlich sein. Die beschriebenen Erfahrungen müssen nicht die eigenen sein und sind zum Teil fiktiv.

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