Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal - Abteilung Waldniel
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Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal – Abteilung Waldniel

Mein Weg führt mich nun in das eigentliche Schulgebäude. Im Inneren wurde nicht nur gelehrt, sondern auch operiert. Es finden sich Operationssäle, Röntgenräume und vieles mehr in den unteren Stockwerken. Neben einem Warnzeichen vor Strahlung steht ein Tropf.

Ob er nur zu Dekozwecken dort steht, weiß ich nicht. Auch dieser Tropf in Kombination mit dem einfallenden Licht scheint ein beliebtes Motiv zu sein. Immer mehr Teilnehmer versammeln sich. Für mich wird es damit Zeit, den Rest des Gebäudes zu erkunden.

Ich drehe mich um und laufe wieder schier endlos lange Gänge entlang. Die Zimmer, die immer abwechselnd rechts und links von mir offen stehen sind fast ausnahmslos komplett leer. Man kann nur noch erahnen, das an einigen Wänden einmal Tafeln gehangen haben. Auch im zweiten Stock sieht es ähnlich aus. Sind dann doch noch mal ein paar Möbel vorhanden, wirken diese total platziert. Jemand muss sie dort hingebracht und hergerichtet haben. Auch diese Tatsache sorgt dafür, dass es sich nicht anfühlt, als wäre man an einem Lost Place.

In der obersten Etage befinden sich die ehemaligen Schwesternzimmer. Sie sind klein und ich muss fast geduckt laufen. Hier sind noch mal ein paar alte Sessel zu finden. Es tropft von der Decke und eine Zimmerwand ist mit Moos bewachsen. Durch die kleinen Dachfenster scheint die Sonne und man hat einen schönen Blick auf den Kirchturm. Leider ist es viel zu hell, um von hier aus noch Fotos zu machen.

Nach knapp zwei Stunden habe ich das Gefühl, alle interessanten Dinge auf dem Gelände gesehen zu haben. Ich verabschiede mich und trete den Heimweg an. Ich bin gespannt auf die Ausbeute, allerdings war diese Fototour eine der langweiligsten, an denen ich bisher teilgenommen habe. Dazu kommt, dass man in der Verwendung so stark eingeschränkt wird.

Du hast den ersten Teil dieser Fototour verpasst? Hier geht es zu den ersten Bildern der Kent School.

Geschichte der Kent School Hostert

Die ursprünglich Anlage wurde von 1913 bis 1937 von Franziskanern als Heim- und Arbeitsstätte erbaut und genutzt. Zu Betrieben wurde St. Josefsheim zu dieser Zeit von ungefähr 600 männlichen Personen. Schon zu dieser Zeit gab es eine Kirche, einen Verwaltungstrakt, eine Schule, Wohnblöcke, zahlreiche Werkstätten und einen Bauernhof zur Selbstversorgung. 1937 musste der ansässige Franziskaner Orden Konkurs anmelden und die Anlage verlassen.

Der Provinzialverband der Rheinprovinz kaufte die Anlage auf und betrieb sie als Teilanstalt der Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal mit 870 Betten weiter. Doch durch drastische Senkungen der Tagesverpflegungssätze und die daraus folgende Mangelernährung, sowie ungenügende Heizung und Hygienestandards stiegen die Sterbezahlen in allen Anstalten enorm an.

1941 beginnt dann das dunkelste Kapitel der Geschichte der Kent School. Die Heil- und Pflegeanstalt bekommt eine Kinderfachabteilung. Dort werden im Laufe der nächsten zwei Jahre etwa 100 Kinder mit geistigen und körperlichen Behinderungen getötet. Mit der Auflösung der Einrichtung im Juli 1943 wurden die verbliebenen 183 Kinder in fünf andere „Fachabteilungen“ transportiert. Ein großer Teil der Verantwortlichen von Gesundheitsverwaltung und Kliniken wurden auch nach Kriegsende nicht belangt. Der Psychiater Hermann Wesse wurde 1948 im Düsseldorfer Euthanasieprozess wegen der Waldnieler Kindermorde verurteilt.

Ab 1943 bis zum 1. März 1945 wurden die Gebäude als Ausweichkrankenhaus für das städtische Krankenhaus Rheydt genutzt. In den folgenden Jahren dienten sie unter anderem als Erziehungsheim, Volksschule, oder auch als Caritas-Heim für schulentlassene Mädchen. Von 1950 bis 1955 war das Erziehungsheim Hostert ein Heim für etwa 50 schulpflichtige Jungen.

1951 beschlagnahmten die Briten den Großteil der Gebäude als Lazarett. 1952 konnten die Gebäude vom Orden der Franziskaner zurückerworben werden. Diese konnten aber weiterhin nur einen Teil des Geländes nutzen, da die meisten Gebäude von den Briten beschlagnahmt blieben.

Der Bund kaufte 1955 das Gelände vom Franziskanerorden für die Briten. In den folgenden 37 Jahren blieb das Areal vermietet, die in dieser Zeit das British Military Hospital Hostert einrichteten und ab September 1963 bis 1991 die Anlage als britische Kent-School nutzten. In der Kent-School wurden 1400 Jugendliche unterrichtet.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass unbefugtes Betreten des Geländes der Kent School strengstens verboten ist und wohl jeder Verstoß direkt zur Anzeige gebracht wird. Der Eigentümer hat, um dem unbefugten Betreten entgegenzuwirken, eine andere Möglichkeit geschaffen: Du kannst auf kent-school.de für 45 Euro pro Person eine viereinhalbstündige Fototour buchen. In der Tour enthalten sind zwei Gebäude und die Kirche der ehemaligen Kent School.

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Kurze Fakten

Kategorie: gesundheit-heilung
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Erkundet am: 30.11.2019
Baujahr: 1913
Verlassen seit: 1991
Gesamtfläche: Keine Angabe
Noch begehbar: Ja
Denkmalschutz: Ja
Architekt: Keine Angabe
Quellen: Keine Angabe
Copyright: Pixelgranaten

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An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Betreten und Erkunden von verlassenen Orten nicht nachzuahmen ist. Niemand sollte sich durch diese Bilder zu Straftaten animieren lassen. Verlassene Gebäude ohne Erlaubnis des Eigentümers zu betreten ist illegal. Es kann direkt zur Anzeige gebracht werden und dazu noch sehr gefährlich sein. Die beschriebenen Erfahrungen müssen nicht die eigenen sein und sind zum Teil fiktiv.

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