Qualitätsmerkmale - Was macht ein schlechtes Foto aus?
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Qualitätsmerkmale – Was macht ein schlechtes Foto aus?

Was macht ein schlechtes Foto aus? Über diese Frage wird nur sehr selten gesprochen, denn natürlich möchte sich niemand eingestehen, dass die eigenen Bilder schlecht sind, aber das passiert jedem einmal. Es gibt einige Faktoren, die man berücksichtigen kann und davon schauen wir uns heute einmal ein paar gemeinsam an. Eigentlich möchten wir alle dasselbe, wenn wir unsere Kamera einpacken und zum Fotografieren aufbrechen: Mit guten Bilder nach Hause kommen.

Es gibt Bilder, die uns sofort in ihren Bann ziehen, uns fesseln und gar nicht mehr loslassen. Wir beschäftigen uns mit diesen Bildern und versuchen sie nachzustellen und dabei ist das Motiv egal. Andere wiederum nehmen wir im Vorbeigehen kaum wahr, oder vergessen sie sofort wieder – Aber woran das liegt?

Was macht ein schlechtes Foto aus?

Da wir uns in der letzten Woche bereits die Frage gestellt haben, was ein gutes Foto ausmacht, sind heute nun die schlechten Bilder dran. Es gibt viele Faktoren, die ein schlechtes Foto ausmachen können. Warum können? Genau, wie bei den Punkten, die ein gutes Foto ausmachen können, sind es nur Richtlinien. Solltest du in deinen Bildern also einzelne Punkte wiederfinden können, bedeutet das noch lange nicht, dass dein Bild schlecht ist, den viele Fehler lassen sich zum Beispiel durch ein besonders einzigartiges Motiv wieder ausgleichen. Nichtsdestotrotz sind die folgenden Punkte in vielen schlechten Fotos wiederzufinden.

Technische Fehler

Technische Fehler verursachen schlechte Fotos, denn die Technik bildet die Grundlage deiner Fotografie. Achte darauf, dass deine Bilder scharf sind. Oftmals sieht man, vor allem in Schnappschüssen, völlig unscharfe Bilder. Mit Schärfe kann man spielen und großartige Effekte erzielen, fehlt diese aber völlig, fehlt dem Foto automatisch jede Aussagekraft. Auch die Belichtung sollte passen. Überbelichtete und unterbelichtete Fotos werden von der betrachtenden Person wahrscheinlich nicht als gutes Foto wahrgenommen. Beschäftige dich in Ruhe mit den Grundlagen und damit, wie deine Kamera funktioniert. So wirst du nach kurzer Zeit auf diese Grundlagen kaum noch achten müssen, weil sie in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Gestalterische Fehler

Vor einigen Wochen war ich bei Freunden eingeladen, die einige Wochen durch die Wildnis gewandert waren. Sie hatten sich für den Urlaub eine DSLR gekauft, um ihre Erinnerungen festzuhalten und zeigten uns nun begeistert ihre Aufnahmen. Die Bilder enthielten viele schöne Motive, aber auch oftmals das, was ich oft bei Menschen sehe, die sich nur sehr wenig mit der Fotografie auseinandergesetzt haben. Gestalterische Fehler zogen sich durch die gesamte Fotostrecke und machten das Betrachten für mich an vielen Stellen sehr anstrengend. Manchmal ist ein geschultes Auge eben auch mehr Fluch als Segen.

Ist die Bildaufteilung nur zufällig passiert, werden Motive schnell uninteressant. Das Auge weiß nicht genau, worauf es sich konzentrieren soll, und sucht das Bild ab. Es wirkt unstimmig. Neben der fehlenden Anwendung von Gestaltungsregeln kommt es oft vor, dass der Horizont schief durch das Bild verläuft. Auch hiermit kann in Aufnahmen gezielt gearbeitet werden, allerdings fällt es sofort auf, wenn dies nicht gezielt, sondern unabsichtlich geschehen ist. Ein schiefer Horizont kann dafür sorgen, dass selbst die schönste Landschaftsaufnahme komplett an Wirkung verliert.

Zu viel Schärfe

Selbstverständlich sollten deine Motive scharf sein, aber es kann auch zu viel Schärfe geben. Vor allem bei Portrait- oder Detailaufnahmen solltest du darauf achten, dass du dein Motiv deutlich vom Hintergrund abhebst. Sind Vordergrund und Hintergrund scharf, verschwinden die verschiedenen Bildebenen und werden zu einer. Dann hast du zwar immer noch ein scharfes Bild, aber keine klare Bildaussage mehr. Betrachtenden wird es schwerfallen, das Hauptmotiv auf den ersten Blick wahrzunehmen. Mit einer Offenblende (kleine Blendenzahl) wird es dir ganz einfach gelingen, dein Motiv deutlich vom Hintergrund abzusetzen.

Postkartenmotive

Jeder von uns wird sie kennen: Die Postkarten, die man in nahezu jedem Urlaubsort in diesen großen Metalldrehständern finden kann. Sie zeigen den Urlaubsort bei bestem Wetter und das oftmals als schlecht zusammengestellte Collage. Die auf diesen Postkarten versuchen den jeweiligen Ort möglichst schön darzustellen, aber Motive sind eigentlich immer dieselben.

Persönliche Urlaubgrüße

Wenn du im Urlaub bist und deinen Freunden oder der Familie eine kleine Freude bereiten möchtest, kannst du auch eigene Postkarten verschicken, anstatt eine am nächsten Kiosk zu kaufen. Mittlerweile geht das sehr einfach über verschiedene Apps. Dort lädt man das gewünschte Motiv hoch und schreibt einen Gruß auf die Rückseite. Der Versand erfolgt dann automatisch über den Anbieter. So kannst du deine Urlaubserinnerungen direkt aus der Ferienwohnung mit anderen Menschen teilen, ganz ohne auf die Standartmotive aus dem Souvenirshop zurückgreifen zu müssen.

Es sind eben keine Bilder, bei denen man stehenbleibt und sie immer wieder gerne betrachtet. Die Bilder allein würden meistens noch nicht einmal ausreichen, um den Ort wiederzuerkennen, denn sie sehen fast immer gleich aus. Versuche eben diese Postkartenmotive zu vermeiden, wenn du deinen Bildern das gewisse Etwas verleihen möchtest. Manchmal reicht es schon aus, wenn du dafür einfach mal die Perspektive wechselst indem du dich hinkniest.

HDR im Überfluss

HDR (High Dynamic Range) kann dazu genutzt werden, um zum Beispiel starke Kontrastunterschiede zwischen hellen und dunklen Bildelemente auszugleichen. Man nimmt dazu eine Belichtungsreihe auf und fügt die Bilder anschließend mit einer Software zu einem einzigen Bild zusammen. Dadurch kann man verhindern, dass die hellen Bildbereiche ausfressen, während die dunklen Bereiche nahezu komplett verschwinden. Allerdings kann man mithilfe von HDR auch sehr übersättigte Aufnahmen erzeugen. Diese wirken dann oft wie aus einer anderen Welt, da die Farben nichts mehr mit der Realität zu tun haben.

Oftmals wird HDR von Menschen eingesetzt, die damit versuchen, ihre missglückten Aufnahmen zu retten. Dass das funktioniert, ist allerdings ein Trugschluss. Zwar lenken die völlig übersättigten Farben von den möglichen technischen oder gestalterischen Fehlern ab, machen das Bild aber in keinem Fall besser. Fotocommunities wie Flickr und Instagram sind überschwemmt von HDR Aufnahmen und oftmals finden sich hier aus den genannten Gründen eben keine guten Bilder.

Probiere dich ruhig mit der HDR Fotografie aus, aber sei dir bitte bewusst, dass die Nachbearbeitung allein keine guten Bilder erzeugt und man sich an diesem Effekt sehr schnell sattsehen kann. Auch hier gilt: Weniger ist mehr! Die besten HDR Aufnahmen sind als solche gar nicht zu erkennen.

Fehlendes Hauptmotiv

Bilder, die keinen klaren Fokus auf einem Motiv haben, werden meistens als unruhig wahrgenommen und sind damit keine guten Bilder. Unser Auge versucht immer Bildinhalte schnell zu erfassen, gelingt das nicht, können wir die Informationen schlechter verarbeiten. Versuche also möglichst immer, ein klares Hauptmotiv herauszuarbeiten. Verlasse dich dabei nicht auf den Automatikmodus deiner Kamera. Dieser wird nämlich in den meisten Fällen dafür sorgen, dass alles auf dem Bild automatisch scharfgestellt wird und sich das Hauptmotiv allein deshalb nicht mehr erkennen lässt.

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