Eigentlich hatte ich nicht mehr vor über Technik zu schreiben. Trotzdem mache ich es, weil es für einige Personen eventuell eine Entscheidungshilfe sein könnte. Seit dem Oktober letzten Jahres fotografiere ich ausschließlich mit der Fuji X10. Für mich ist die Kamera das perfekte Werkzeug um meine Sicht der Dinge wiederzugeben.
Die Abbildungsleistung stellt mich mehr als zufrieden, die Leistung der Kamera ist toll, es ist wirklich ein Erlebnis die X10 zu bedienen. Außerdem kann ich sie überall mit hin nehmen, ohne dass sie wirklich Platz weg nimmt. Momentan habe ich eigentlich keinen Grund, weshalb ich die DSLR benutzen sollte: Architektur, Menschen, Straßenfotografie – dies erledige ich alles mit der X10.
Vorher
In meinen Vorüberlegungen hatte ich die üblichen Verdächtigen im Blick, die RAW im Angebot haben und relativ lichtstark sind. Die Wahl fiel auf die X10, da sie gebraucht noch bezahlbar ist und einen größeren Sensor als die meisten Kompakten hat.
Objektiv
Seitdem ich nur noch Festbrennweiten verwende, war ich skeptisch was die Lichtstärke und den Zoom angeht. Ich wurde nicht enttäuscht, gerade bei 28mm, Blende 2 und dem (Super-)Makro-Modus: Ein Wucht! Nach den ersten Bildern im Makromodus war ich wirklich beeindruckt, obwohl ich bis dahin nie viel vom Makromodus bei Kompaktkameras gehalten habe.
Sucher
Vergesst den Sucher. Der ist nur ein Guckloch, bei dem man 85% des Bildausschnitts sieht. Das ist ganz nett wenn man das Display aus hat um Akku zu sparen, mehr aber leider nicht. Für den Hybridsucher muss man sich dann wohl die X100 kaufen und mehr Scheine auf den Tresen legen. Wobei die X20 ja Parameter im Sucher einblenden soll, was durchaus sinnvoll ist.
Display
Das ich selber einstellen kann, welche Dinge im Display eingeblendet werden sollen (beispielsweise digitale Wasserwaage, Entfernungsmesser, Blende/Zeit, Rahmenhilfen, Bilderanzahl, Histogramm, Filmsimulation, Dynamikbereich, Weißabgleich…) ist eine nützliche Funktion. Gerade die digitale Wasserwaage ist für mich eine Hilfe, denn ich mache gerne mal schiefe Bilder ;-). Außerdem helfen die verschiedenen Rahmen um die Bildgestaltung zu berücksichtigen.
Einstellungen
Die beiden Schnellwahlräder für die Einstellungen vermisse ich bei meiner DSLR sehr. Auch wenn das größere Auswahlrad zu leichtgängig ist, überwiegt hier der praktische Nutzen.
Die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten in der Kamera sind im ersten Augenblick fast grenzenlos. Panoramafunktionen, »Spielzeugeffekte« wie Fisheye, Miniaturmodus etc. sind »nice to have«. Das ist nichts, was ich vermissen würde, aber manchmal nutze ich diese Effekte ganz gerne.
Wirklich vermissen würde ich die beiden C-Programme. Man kann hier eigene Programme erstellen (kann meine 400D nicht, aber selbstverständlich die höherpreisigen Modelle). Ich habe mir beispielsweise zwei Schwarz-Weiß Programme erstellt: Eins davon hat hohe Kontraste, helle Lichter etc. Im Prinzip funktioniert dieser Modus bei mir genauso wie der A-Modus: Ich wähle die Blende selber (als Standard habe ich Blende 4 vorgegeben), die Kamera wählt den ISO bis 800 selber aus. Der Vorteil hierbei ist, dass das Bild im Display (und somit auch im Live-View) direkt als Schwarz-Weiß Bild angezeigt wird.
Der EXR-Modus ist ebenfalls super. Um einen besseren Eindruck von der technischen Seite zu bekommen, solltet ihr das hier lesen. Da musste ich mich auch erstmal einarbeiten und ganz sicher bin ich da auch noch nicht. Man muss sich darüber im klaren sein, dass man in diesem Modus mit „nur“ 6 Megapixeln auskommen muss. Aber wir wären hier nicht bei den Pixelgranaten, wenn uns das nicht egal wäre.
Sehr nützlich und gut funktionierend ist die interne RAW-Bearbeitung in der Kamera. Unterwegs mal eben die Bilder bearbeiten? Kein Problem. Die Kamera erzeugt sowieso tolle Bilder im jpg-Format, da ist eine Bearbeitung mit Lightroom eigentlich nicht mehr nötig.
Einschätzung
Auch wenn ich hier eine Lobeshymne auf die X10 halte: Kreativität und Umsetzung muss selbstverständlich immer vom Fotografen kommen. Ich mag den »ich benötige dieses und jene Equipment um die und die Bilder schießen zu können« überhaupt nicht. Dieser Gedanke ist eine Ausrede, damit man seine eigene (Nicht-)Leistung rechtfertigen kann. Natürlich möchte ich auch ein Weitwinkel-Objektiv haben, um andere Architekturfotos zu machen, als die, die ich jetzt fotografiere. Trotzdem kann ich auch mit den 28mm der Fuji Architektur fotografieren. (War das gerade ein Rechtfertigungsversuch meinerseits?!)
Für mich ist die X10 ein ideales Handwerkszeug, da ich sie überall mitnehmen kann, sie nicht auffällt, sie leistungsstark ist und ich damit bislang alles umsetzen konnte. Es ist und bleibt eine Kompaktkamera. Wenn man sich mal Test und Kritiken in Foren und bei Online-Händlern durchliest, erwarten einige Fotografen anscheinend eine »eierlegende Wollmilchsau«, die eine DSLR ersetzen kann. Nein, das tut sie nicht und soll sie auch gar nicht. In meinen Augen ist die Kamera eine sinnvolle Ergänzung zur DSLR: Ideal als »Immer-dabei«, für Reisen, Ausflüge und als Backup. Ich bereue den Kauf absolut nicht und wir beide kommen sehr gut miteinander klar. Hoffentlich noch für eine lange Zeit.
Als sinnvolle Lektüre empfehle ich »Photographer’s Guide to the Fujifilm X10«. Dieses Buch geht weit über das Handbuch hinaus und erklärt wirklich jedes Detail der Kamera.
Wem die Bilder zum Beitrag fehlen: Wir haben schon viele Bilder mit Hilfe der X10 geschossen.
Und wieso ihr diesen Beitrag nicht zu wichtig nehmen solltet, erklären meine Lieblingsartikel: Es ist nicht die Kamera! und Über das Üben und die Faulheit in der Fotografie. Genau deswegen schnappe ich mir jetzt meine Kamera und übe weiter.
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