Es gibt doch nichts herrlicheres, als morgens mit einem Bergpanorama aufzustehen, der Sonne beim Aufgehen zuzuschauen, die Bergschuhe zu schnürren und anschließend loszulaufen. Nein, tatsächlich nicht viel, nur ein Bircher Müsli zum Frühstück sollte es doch noch sein, dann ging es wirklich los. Ein herrlicher Morgen sollte uns erwarten, der direkt mit einem Abstieg begann.
Über kleine Gebirgsflüsse ging es hinunter ins Tal, damit wir auf der anderen Seite wieder hochsteigen konnten. Eine gewisse Schwindelfreiheit musste man dann doch voraussetzen, die Wege waren teilweise ganz schön schmal. Dachten wir zumindest, bis wir den ersten Fahrradfahrer gesehen haben, der den Weg mit seinem Fahrrad auf dem Arm bestritten hat. Wie sich herausstellen sollte: Das ist die Hauptroute von Oberstdorf zum Gardasee für Mountenbiker. Bis dahin dachten wir eigentlich, das wir total cool sind. Am Schrofenpass haben wir uns ins Passbuch eingetragen und waren danach in der Natur gefangen. Eine fantastischer Weg mit Flora und Faune begegnete uns, denn plötzlich waren wir nicht mehr wirklich in den Bergen sondern in einem kleinen Urwald. So schön der Weg auch war, er verlangte uns einige Konzentration ab. Jeder Schritt wollte wohl überlegt sein, denn die groben Steine verzeihen keinen Fehltritt. Mal wieder waren wir sehr froh darüber, vernünftige Bergschuhe anzuhaben. Unsere Mittagspause verbrachten wir abermals mit einem grandiosem Bergpanorama, das seinesgleichen sucht.
Auf unserem Weg haben wir nicht nur eine Wanderin gesehen, die den Weg mit leichtem Gepäck gejoggt ist (das motiviert nochmal!), sondern auch eine einzelne Almhütte, die Milch und Kleinigkeiten zum Essen anbot. Irgendwo im Nirgendwo, wie Städter sagen würden. Toll!
Nachdem wir einen sehr schmalen Weg mit Drahtseilsicherung, der dazu auch noch sehr steil und glitschig war, passiert haben (weitere Ausführungen lasse ich aus, unsere Eltern lesen hier mit), standen wir vor einer Kuhweide. Kuhweiden sind für Leute wie uns, die in Ostwestfalen aufgewachsen sind, nicht sonderlich neu. Allerdings sind wir noch nie durch eine Kuhweide gegangen, die nur einen Weg vorsah. Später erfuhren wir, dass die meisten Unfälle in den Bergen durch Kühe entstehen. Danach wussten wir auch weshalb: Auf der Weide waren 150 Kühe, die natürlich auch auf dem Wanderweg herumstanden und sich nicht von uns haben beeindrucken lassen. Wir waren allerdings etwas beeindruckt, weil der Platz für uns begrenzt war und wir uns dort durchmogeln mussten. Eine tolle Erfahrung, auch wenn mir kurzzeitig etwas mulmig dabei war.
Da wir die ersten beiden Touren dann doch in den Beinen gemerkt haben, dachte sich der Tourenplaner (wir): Mensch, wäre doch klasse, wenn man eine Stunde für den Aufstieg zur nächsten Hütte benötigt! Oben angekommen waren wir ganz schön fertig, aber die warme Dusche und ein eiskaltes Bier haben die Strapazen vergessen lassen. Die Rappenseehütte ist die größte Hütte Deutschlands, wobei man das als Wanderer nicht direkt merkt. Von der Hütte aus konnten wir nicht nur die Mindelheimer Hütte weit entfernt sehen, sondern auch Teile Oberstdorfs. Nach einem sehr schönen Sonnenuntergang und den ersten Steinböcken unseres Lebens sind wir glücklich ins Bett gefallen.
8,6km / 529 Höhenmeter / 5 Stunden
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