Abbildungsfehler bei Objektiven
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Abbildungsfehler bei Objektiven

Abbildungsfehler, oder Aberrationen sind eines der Qualitätsmerkmale von Objektiven und verdeutlichen, dass die Fotografie eben auf physikalischen Grundsätzen beruht. Aberrationen beschreiben also die teils fehlerhafte Abbildungsleistung von Objektiven.

Am häufigsten treten diese Aberrationen bei besonders lichtstarken Objektiven, sehr kurzen Brennweiten und Zoomobjektiven auf. Das liegt daran, dass bei einer Offenblende auch über die äußeren Randbereiche sehr viel Licht einfallen kann. Durch den Winkel des einfallenden Lichts wird es stärker gebrochen und verursacht dann die Abbildungsfehler. Bei Zoomobjektiven ist es schlichtweg durch den Aufbau der Linsen technisch nicht möglich, sie so zu konstruieren, dass keine Abbildungsfehler entstehen können.

Je besser die Abbildungsleistung eines Objektivs, also je geringer die Aberration ist, desto höher sind auch die Kosten für ein solches Objektiv. Wenn du nach einem günstiger Einsteigerobjektiv oder generell nach einer guten Festbrennweite suchst, solltest du dir z.B. einmal das Canon EF 50mm f1.8 STM anschauen. Aktuell gibt es die Festbrennweite für 130 Euro.

Chromatische Aberrationen

Chromatische Aberrationen (Farbabweichungen) treten bei mehrfarbigem Licht, also bei unterschiedlichen Wellenlängen auf. Das einfallende Licht wird durch die Linsen des Objektivs gebrochen und dabei können Aberrationen entstehen, die sich dann als Farbfehler auf Ihren Fotos zeigen können. Das Licht wird abhängig von der jeweiligen Wellenlänge unterschiedlich stark gebrochen.

Aktuelle, aber auch eben preislich höher angesiedelte Objektive schaffen es, diese chromatischen Aberrationen fast komplett zu vermeiden.
Diese Art von Abbildungsfehler zeigt sich häufig als Farbverschiebung an den Rändern eines Motivs als farbige und unscharfe Kante. Viele Bildbearbeitungsprogramme verfügen über eine Vielzahl an Objektiv Informationen und können diese Aberrationen in der Nachbearbeitung mit wenigen Klicks automatisch entfernen.

Monochromatische Aberrationen

Als monochromatische Aberrationen beschreibt man Abbildungsfehler, die ausschließlich bei einfarbigem Licht auftreten. Bei dieser Art von Abbildungsfehler können wir zwischen mehreren Arten unterscheiden. Einige von ihnen lassen sich aber auch gezielt als Gestaltungsmittel einsetzen, wenn man sich über die Fehler und deren Ursachen im Klaren ist.

Vignettierung

Von Vignettierung spricht man, wenn die Ränder eines Bildes dunkler abgebildet werden als der Rest des Bildes. Die natürliche Vignettierung tritt auf, weil die schräg auf das Objektiv treffenden Lichtstrahlen, den Sensor weniger stark belichten als die gerade auftreffenden.
Dazu gibt es noch die Vignettierung, die durch das Objektiv selbst verursacht wird. Durch Abblenden lässt sich sie sich verhindern, oder wenigstens einschränken, indem man die Blende weiter schließt und damit das einfallende Licht einschränkt. Vignettierung führt nicht nur zur Abdunkelung der äußeren Randbereiche, sondern auch zu Unschärfen, aber auch diese lassen sich durch Abblenden verringern.

Die Vignettierung kann aber auch als Stilmittel eingesetzt werden, um den Fokus mehr auf den Mittelpunkt des Bildes zu lenken.

Verzeichnung

Die Verzeichnung ist eine optische Abweichung und tritt in Bildern als Verformung von eigentlich geraden Linien auf. Diese können tonnen-, oder kissenförmig sein. Bei Weitwinkelobjektiven tritt diese Verzeichnung beispielsweise deshalb auf, weil das Sichtfeld des Objektivs wesentlich größer ist, als die Größe des Sensors, der die Bildinformationen aufnehmen muss. Die Inhalte müssen also in das Bild gequetscht werden. Durch diese Quetschung verformen sich gerade Linien dann tonnenförmig. Besonders stark betrifft diese Verzeichnung dann die äußeren Bildbereiche.

Diese Art von Aberration lässt sich zum Beispiel bei Portraits wunderbar als Gestaltungsmittel einsetzen. Bei Architekturfotografie ist diese Verzeichnung aber wohl eher nicht gewollt und lässt sich im Nachhinein wieder etwas korrigieren.

Bei Teleobjektiven hingegen kann man die Wölbung in die andere Richtung, also eine kissenförmige Wölbung, entdecken. Bei einem Teleobjektiv ist das Sichtfeld nämlich kleiner als die Größe des Sensors. Das Bild wird hier also nicht gequetscht, sondern ausgedehnt. Die Linien neigen sich also in die andere Richtung.
Teure Objektive können mithilfe von bestimmten Bauteilen diese Verzeichnungen minimieren, jedoch niemals ganz beseitigen.

Bildfeldwölbung

Die Bildfeldwölbung fällt besonders dann auf, wenn man ebene Flächen fotografiert. Bei räumlichen Aufnahmen ist dieser Abbildungsfehler meistens nicht sichtbar. Fotografiert man eine ebene Fläche, kann es sein, dass die nicht alle Bereiche gleich scharf sind. Um diesen Fehler sichtbar zu machen, kannst du eine Seite der Tageszeitung fotografieren. Auf dem Bild wirst du dann eventuell feststellen können, dass nicht alle Buchstaben lesbar sind, obwohl sie sich eigentlich auf einer Ebene befinden.

Die Bildfeldwölbung tritt bei jedem Objektiv auf, ist aber unterschiedlich stark ausgeprägt. Auch hier wird wieder versucht, mit bestimmten Bauteilen diesen Abbildungsfehler möglichst gering zu halten.
Sollte dir die Bildfeldwölbung einmal negativ in deinen Bildern auffallen, kannst du versuchen, diese zusätzlich durch Abblenden zu verringern, da sich durch das Abblenden die Schärfentiefe erstmal erhöht.

Reflexionen & Streulicht

Du wirst sie kennen: Die hellen Lichtpunkte in deinen Bildern, wenn du mit Gegenlicht fotografierst. Streulicht sind Lichtstrahlen, die an der Oberfläche des Objektivs reflektiert werden und dann Ihren Weg auf dein Bild finden. Die Bereiche, die vom Streulicht betroffen sind, sonst häufig stark überstahlt und die Bilder damit kontrastärmer. Reflexionen haben dieselbe Ursache und treten somit auch meistens dann auf, wenn du gegen eine sehr helle Lichtquelle, wie zum Beispiel die Sonne fotografierst. Sie zeigen sich dann, je nach Form der Blenden des Objektivs als farbige Geometrien auf dem Foto.

Reflexionen können bewusst als Gestaltungselement eingesetzt, oder aber durch entsprechende Sonnenblenden vermieden werden. Manchmal hilft es auch, wenn man eine Hand über die Lichtquelle hält und damit die Reflexionen abmildert, oder sogar ganz beseitigt. Du kannst auch versuchen, deinen Standpunkt so zu verändern, dass die Lichtquelle keine Reflexionen mehr erzeugt. Dazu kannst du zum Beispiel ein Objekt in dein Bild einbauen, was sich zwischen dir und der Lichtquelle befindet und vielleicht ergibt sich daraus sogar noch ein viel interessanteres Bild.

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