Kolumbien - Von Cartagena nach Santa Marta
Urlaub & Reise Fotografie

Kolumbien – Von Cartagena nach Santa Marta

Vor längerer Zeit haben meine Frau und ich verschiedene Länder ausgelotet, wohin unsere Flitterwochen gehen sollen. Ich wollte ans Meer, meine Frau in die Anden. Unsere Wahl fiel auf Kolumbien, weil dort unsere Vorlieben perfekt verbunden werden konnten.

Mein letzter Langstreckenflug ist über zwei Jahrzehnte her und ich war schon etwas aufgeregt. Wie bei meinem ersten Flug habe ich beim Start Kaugummi gekaut, aber weder habe ich ein kleines Flugzeugmodell bekommen, noch durfte ich zum Piloten ins Cockpit. In der Zwischenzeit ist viel passiert und als Kleinkind bin ich offensichtlich auch nicht mehr durchgegangen. Der Flug war einigermaßen komfortabel, ich kann leider in wenigen Verkehrsmitteln schlafen, wenn ich sitzen muss.

Cartagena – Stadt am Meer

Die erste Stadt, die auf unserer Rundreise das Ziel sein sollte war Cartagena. Die Stadt liegt direkt am Meer. Als wir angekommen sind, war ich total übermüdet, aber wenigstens war es direkt Abend, sodass ich mich fast direkt schlafen legen konnte. Am Flughafen wurden unsere ersten Vorhaben, Geld eintauschen und eine Sim-Karte kaufen, direkt durchkreuzt. Zufällig haben wir mit einem Australier gesprochen, der uns in seinem bestellten Uber mitnehmen konnte, weil er in die selbe Richtung wollte. Wie viel Glück wir direkt bei der Ankunft hatten! Im Hostel angekommen haben wir uns kolumbianisches Bier gegönnt und waren fasziniert von hupenden Taxen (sobald man in Cartagena an der Straße langlief, hat jedes freie Taxi gehupt, um Aufmerksamkeit zu erregen) und den Partybussen, die an unserem Zimmer vorbeifuhren. Die hupenden Taxen waren glücklicherweise nur in Cartagena passiv aggressiv, in anderen Städten waren die Taxifahrer milder gestimmt. Den restlichen Abend haben wir auf dem Balkon mit dem Ausblick auf „Klein-Manhattan“ genossen, bevor es ziemlich erschöpft ins Bett ging.

Der nächste Morgen begann direkt mit Sprachbarrieren, sodass wir einfach irgendwas als Frühstück bestellt hatten, mit der Spannung, was es denn nun geben würde. Es lief dann auf Haferflocken mit Obst hinaus, das hatten wir also bestellt. Der dazugehörige Kaffee war in Ordnung, aber zum Kaffee selber komme ich später nochmal zurück.

Eigentlich denkt man ja, dass Geld abheben mit einer Kreditkarte im Ausland ohne Probleme laufen sollte: Weit gefehlt. Das erste Mal Geld abheben (Automaten konnte man sehr oft auf Englisch umstellen) lief desaströs, es sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir kein Bargeld erhalten sollten. Wobei die Kartenzahlung viel landläufiger ist als in Deutschland, aber es gibt in Kolumbien tausende Straßenhändler, die natürlich Bargeld haben wollen. Nachdem wir einen Automaten gefunden haben, der uns ausgezahlt hat, konnten wir endlich Cartagena entdecken. Unser Reiseführer empfahl die Altstadt.
Ich möchte das gar nicht böse formulieren, dennoch: Wenn die Straßenhändler in Kolumbien deutsch sprechen, weiß man spätestens, dass man in der Touristen-Hochburg angekommen ist. So war es letztendlich auch. Das hat natürlich auch Gründe: Viele Kreuzfahrtschiffe legen in Cartagena an und da die Altstadt Weltkulturerbe ist, kommt eins zum anderen. Die Altstadt ist wundervoll, zudem gibt es den harten Kontrast zu den modernen Büro- und Wohngebäuden auf der anderen Seite der Stadt.

Zwar lesen wir viel und gerne in Reiseführern, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie eine Stadt oder ein Land ist. Aber: Wenn im Lonely Planet irgendwas als „Geheimtipp“ angepriesen ist, ist es kein Geheimtipp mehr. Deswegen lassen wir uns gerne treiben, gehen einfach rechts und links der Hauptstrassen entlang und machen uns ein eigenes Bild. Zufällig haben wir einen kleinen Markt entdeckt, auf dem es Mittagessen gibt und der gut besucht war. Kennt man ja auch von zu Hause: Stehen die Leute Schlange, kann man da nichts falsch machen. An jeder Ecke gab es wohlriechendes Essen, das nicht nur für die Touristen, sondern vor allem für die Einheimischen gemacht wurde. Eigentlich lief so ziemlich jeder mittags mit einer Schachtel voller Essen durch die Gegend. Fast immer gab es eine Suppe, eine fleischlastige Hauptmahlzeit und ein Getränk dazu, für umgerechnet 3€. Es war jedes Mal atemberaubend lecker!

Anschließend haben wir uns zufällig ins „Backpacker-Viertel“ verirrt, das sehr, sehr bunt gestaltet war und uns manches Mal die Sprache verschlagen hat. Mit Händen und Füssen haben wir uns dann noch Sim-Karten zugelegt und somit waren wir endlich wieder mobil. Offline-Maps hatte ich schon vorher runtergeladen (Maps.me, ftw!), aber für Übersetzer und Kontakte in die Heimat ist das Internet schon unerlässlich.

Am Abend waren wir noch auf einem Platz, auf dem es heiß her ging: Akrobaten führten Sachen auf, viele Stände mit Essen und alle 2 Meter Jungs mit Styroporboxen mit eiskalten Getränken. An einem Hotdog-Stand bildete sich eine lange Schlange, sodass wir uns dort auch angestellt haben. Wir entschieden uns für einen monströsen Hotdog-Teller, der viel Käse zu bieten hatte. Genau das richtige nach einem langen Tag auf den Beinen.


Busfahrt nach Santa Marta

In Kolumbien gibt es nicht viel Zugverkehr, sodass alle Überbrückungen von Strecken mit Minibussen, Bussen oder Flugzeugen erfolgt. Das System funktioniert ganz wunderbar und unkompliziert. Vor allem die Nachtbusse bieten einen Komfort, den ich mir in Deutschland wünschen würde. Für unseren ersten Transfer haben wir im Hostel einen Transfer nach Santa Marta gebucht, was total einfach war . Eigentlich hätten wir das einen Tag vorher machen sollen, aber wir waren in Kolumbien, nicht in Deutschland. Natürlich ging das Buchen noch ein paar Stunden vor Abfahrt.
Die vier Stunden Fahrt nach Santa Marta waren sehr interessant. Meine Frau kann in jedem öffentlichen Verkehrsmittel nach exakt zwei Minuten schlafen. Ich dagegen kann niemals schlafen, maximal 20 Minuten dösen. Wirklich fatal. Die vier Stunden Fahrt in dem Minibus vergingen wie im Fluge, weil wir auf einer einspurigen Straße die linke Spur mit 110 km/h gepachtet hatten. Dazu muss man wissen: In Kolumbien liegt das Tempolimit bei 90 km/h und in jedem Bus wird die Geschwindigkeit anstelle der Uhrzeit angezeigt. Dazu muss man ebenfalls wissen: Auf der kompletten Strecke gab es ein Überholverbot. Irgendwann habe ich mich versucht irgendwie abzulenken. Im Minibus war das ganze ja noch irgendwie erträglich, als wir irgendwann später sogar die im normalen Reisebus mit 110 überholt haben, war mir klar, dass auf den Straßen alles egal ist. Selbst die Klimaanlage, die übrigens in jedem Bus auf „Antarktis“ eingestellt war, konnte mich nicht am Schwitzen hindern.

Eine weitere Sache, die total sinnvoll ist: Am Zielort angekommen kann man dem Fahrer einfach „Stopp“ zurufen und es wird angehalten. Wir wussten tatsächlich nicht ganz genau, wo die Endhaltestelle war, deswegen haben wir den Kartendienst angeworfen und in der Nähe unseres Hostels „Stopp“ gerufen (natürlich auf Spanisch). Die Fahrt hat mich zwar Jahre meines Lebens gekostet, aber wir sind heil und munter angekommen (meine Frau schrieb in ihre Notizen: „Fahrweise war fragwürdig“ und sie untertrieb damit noch).

Den nächsten Tag vertreiben wir mit einem Stadtrundgang in Santa Marta an der Strandpromenade und im Meer. Im Wasser sprach uns eine Venezulanerin an, mit der wir uns einige Zeit mit Gesten und einigen Brocken Spanisch versucht haben zu unterhalten, was besser ging als gedacht.

Unser Abendprogramm mussten wir gar nicht gestalten, denn das wurde uns abgenommen. Ab dem Abendessen gaben sich die Straßenkünstler die Klinke in die Hand, es verging eigentlich keine Viertelstunde ohne, dass sich eine neue Gruppe von Breakdancern, Panflötenspielern, Trompetern, oder Gitarristen in die Nähe unseres Restaurantplatzes gesellte. Bei den Süßigkeitenhändlern stellte sich heraus, dass sie nicht nur Süßigkeiten im Angebot hatten, aber das nur am Rande.

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