Qualitätsmerkmale - Was macht ein gutes Foto aus?
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Qualitätsmerkmale – Was macht ein gutes Foto aus?

Eigentlich möchten wir alle dasselbe, wenn wir unsere Kamera einpacken und zum Fotografieren aufbrechen: Mit guten Bilder nach Hause kommen. Dabei ist es in erster Linie erstmal egal, was wir gerade fotografieren möchten. Neben der Frage, welche Kamera die beste für den Einstieg ist das die Frage, was ein gutes und ein schlechtes Bild ausmacht, wohl die am häufigsten gestellte und leider lässt auch sie sich nicht so einfach beantworten.

Es gibt Bilder, die uns sofort in ihren Bann ziehen, uns fesseln und uns gar nicht mehr loslassen. Wir beschäftigen uns mit diesen Bildern und versuchen sie nachzustellen. Es können Landschaftsaufnahmen, Portraits, oder Tierfotos von völlig unterschiedlichem Fotografinnen und Fotografen sein. All diese Bilder verbindet, dass wir sie als gute Fotos wahrnehmen. Andere wiederum nehmen wir im Vorbeigehen kaum wahr, oder vergessen sie sofort wieder – Aber woran das liegt?

Wir wollen uns nun einmal gemeinsam anschauen, mit welchen Qualitätsmerkmalen wir arbeiten können, um uns den Fragestellungen zu nähern. Letztendlich bleiben die Merkmale aber auch nur Anhaltspunkte, denn ob einem das Bild gefällt oder nicht, bleibt letzten Endes eine sehr subjektive Entscheidung.

Was macht ein gutes Foto aus?

Verstehe die folgenden Punkte bitte nicht als in Stein gemeißelt. Es sind eher Leitfäden, an denen du dich entlanghangeln kannst. Vielleicht ist auch hier wieder etwas dabei, über das du noch nie so wirklich nachgedacht hast, dir aber ab sofort immer wieder bewusst wird.

Die Technik

Die Technik sollte die Grundlage deiner Fotos bilden. Im Laufe der Zeit wirst du deine Kamera auch ohne das andauernde Betrachten der Knöpfe und Regler bedienen können. Du weißt dann ganz genau, wie du die Belichtungszeit und die Blende wählen musst, um ein technisch gutes Bild zu machen.

Du musst auch gar nicht mehr explizit darauf achten, dass der Horizont nicht wieder schief durchs Bild verläuft. All das geschieht irgendwann unterbewusst und das ist auch gut so. Du hast dann nämlich viel mehr Zeit, um dich auf die ganzen anderen Aspekte zu konzentrieren und Zeit ist das, was einem in der Fotografie oft fehlt, wenn man den perfekten Moment festhalten möchte.

Die eigene Handschrift

So einzigartig, wie deine Handschrift beim Briefeschreiben, können auch deine Fotos werden. Wenn man mit der Fotografie beginnt, stürzt man sich für gewöhnlich erstmal auf alles, was einem so vor die Linse kommt. Die Ergebnisse sind oftmals dieselben und bereits 1000-fach gesehen. Es ist wichtig, dass du dich in deiner Fotografie selbst verwirklichst und nicht versuchst, andere Fotografen zu kopieren. Das funktioniert nämlich nicht und das wird man deinen Bildern ansehen.

Mache das, was dich interessiert. Wenn es Menschen sind, gehe auf die Straße und beginne damit, spannende Alltagssituationen einzufangen. Du liebst es, dich in der freien Natur zu bewegen? Dann nimm bei deiner nächsten Wanderung einfach deine Kamera mit und versuche mit deinen Bildern zu erzählen, warum du die Natur so faszinierend findest. Wenn du beginnst, mit deinen Fotos deine eigenen Geschichten zu erzählen, schaffst du automatisch etwas Neues und damit etwas, was andere Menschen interessant finden könnten. Solange du keine Auftragsarbeiten machst, solltest du deine Fotos immer in erster Linie für dich selbst machen und nicht für andere.

Hintergrundwissen

Mit Kinofilmen, Podcasts von anderen Fotografierenden, oder kreativen Personen können wir eine Menge lernen. Alle Menschen, zu denen du nun vielleicht noch aufblicken magst, haben irgendwann einmal genau da angefangen, wo du dich gerade befindest – Nämlich bei Null. Nimm deren Eindrücke, Geschichten und Erfahrungen auf und versuche davon zu profitieren. Irgendwann wirst du dann automatisch damit beginnen, Filme, Fotos und Gemälde anders wahrzunehmen, was nicht immer nur zu deinem Vorteil sein muss. Es kann auch stören, wenn man sich in spannenden Kinofilmen, anstatt der Handlung zu folgen, mit der schönen Szenerie im Hintergrund auseinandersetzt.

Mut zur Lücke

Lasse dich nicht von davon täuschen, dass dir oftmals überall nur gute Fotos begegnen. Man kommt immer mit einer wesentlich größeren Ausbeute nach Hause als das, was man dann hinterher veröffentlicht. Schaue dir deine Bilder zuhause in Ruhe an und sortieren Sie großzügig aus. Wenn du mit einer Aufnahme nicht zu 100% zufrieden bist, solltest du dir merken, was du beim nächsten Mal besser machen möchtest und sortiere anschließend die Aufnahme aus. Lasse dich auch dann nicht entmutigen, wenn du dann mal 90% deiner Bilder aussortiert musst.

Durch diesen Prozess wirst beim nächsten Mal automatisch deutlich weniger Fehler machen und dann nur noch 40% aussortieren müssen. So wirst du keine Bilder im Vorbeigehen mehr aufnehmen und dir etwas mehr Zeit für die Komposition nehmen, oder du stellst fest, dass du, wenn du in die Knie gegangen wärst, eine schönere Perspektive bekommen hättest. Das sind Erfahrungen, die man zwangsläufig einmal gemacht haben muss, um sie dann kein zweites Mal zu machen.

Übung

Mit der Zeit wirst du feststellen, dass du deine Umgebung anders wahrzunehmen beginnst und das sogar, wenn du mal keine Kamera dabeihast. Das nennt sich der fotografische Blick. Wenn du mit der Fotografie beginnst, wirst du wahrscheinlich auch dazu neigen, möglichst viel in deinen Bildern einfangen zu wollen und das führt dann dazu, dass deine Bilder überfüllt und damit leider auch schnell langweilig wirken. Dieses Detailreichtum zu reduzieren und im Vorbeigehen schon ein fertiges Foto vor dem inneren Auge zu haben, benötigt eben Übung.

Ein gutes Foto wird also durch viele Faktoren beeinflusst. Zwar braucht man für ein gutes Foto keine technische Perfektion, allerdings liefert die Technik eine gute Grundlage dafür. Manchmal reicht aber auch schon der außergewöhnliche Inhalt, der es allein schafft, ein Foto zu einem guten Foto zu machen.

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2 Kommentare

  • Antworten
    Patrick
    25. April 2022 um 12:47

    > Lasse dich auch dann nicht entmutigen, wenn du dann mal 90% deiner Bilder aussortiert musst.
    > Durch diesen Prozess wirst beim nächsten Mal automatisch deutlich weniger Fehler machen und dann nur noch 40% aussortieren müssen.

    Bei diesem Zustand bin ich auch nach Jahren nicht angekommen und habe immer noch relativ viel Ausschuss. Manchmal ist das auch okay, weil ich oft auch einfach nur den Prozess des Fotografierens mag und dann einfach doch nichts mit den Bildern anstelle. An anderer Stelle, wenn ich gern Ergebnisse hätte, ist das dann aber doch eher schade.

    Eine Rate kann ich hier nicht nennen und es hängt auch stark von der Definition von „Ausschuss“ ab. Meint das alles, was technisch Käse ist – verwackelt, Fokuspunkt völlig woanders, allgemein unscharf, unrettbar dunkel/hell? In dem Fall sind es geschätzt unter 5% Auschuss.

    Meint es „Würde ich so veröffentlichen/drucken wollen“, dann sind wir schon viel mehr bei 70-80% Ausschuss. Was aber nicht heißt, dass der Rest der Bilder direkt für die Tonne ist. Halt nichts zum Veröffentlichen, aber schon was für die Erinnerung, und wenn’s nur dokumentarisch ist.
    Als Teil einer „Fotostory“ im Rahmen eines Fotobuchs könnten sich da dann doch einige eignen, die ich nicht einzeln veröffentlichen wollen würde.

    • Antworten
      Daniel
      25. April 2022 um 15:46

      Grüß dich Patrick!
      Das ist ein interessanter Punkt, über den ich so noch nicht nachgedacht habe. Der Beitrag meint mit dem Ausschuss wohl eher die Bilder, die technisch nicht einwandfrei sind. Das mit dem “Würde ich so veröffentlichen/drucken wollen” ist absolut richtig. Viele Bilder wirken erst in einer Serie und können nicht für sich alleine stehen, weil sie dann z.B. nichts aussagen würden. Das sind dann aber ja trotzdem keine schlechten Bilder.

      Bei mir ist es stark themenabhängig, wie viel Ausschuss mit dabei ist. Bei einigen Bereichen habe ich so viel Routine, dass so ziemlich jedes Bild so wird, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn das dann mal nicht nicht klappt, sind die Bilder dann aber wirklich absoluter Murks und ich frage mich im Nachhinein, wie mir nach den vielen Jahren immer noch so grobe Schnitzer passieren können.

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