Elf Jahre nach dem Mauerfall bauen die Eltern von Philipp und Tobi ein Häuschen in ihrem Heimatdorf in der Lausitz. Endlich raus aus dem Plattenbau. Es geht aufwärts, so scheint es, wenigstens für sie. Die meisten Arbeiten am Haus macht der Vater in Eigenleistung. Uwe, ein umgeschulter Elektriker wie der Vater, hilft ihm dabei, denn er hat sonst nichts zu tun. Man munkelt, dass er bei der Stasi gewesen sein soll. Seitdem will kaum einer mehr etwas mit ihm zu tun haben, obwohl niemand genau weiß, was an den Gerüchten dran ist.
Vor ein paar Wochen bekam ich eine Anfrage, ob ich ein paar meiner Bilder für die Hintergrundanimationen eines Theaterstücks zur Verfügung stellen würde. Da ich immer für solche Zusammenarbeiten offen bin, habe ich direkt zugesagt. Konkret ging es um Bilder aus den Beiträge zu den Rhein-Emscher-Armaturen und der Behrnsche Mühle.
Wäre Heilbronn nicht viel zu weit entfernt, um sich abends ein Theaterstück anzusehen, ich wäre ich auch direkt hingefahren. Mit etwas Glück bekomme ich aber noch mehr Bild und Videomaterial, so dass wir uns auch hier noch ein genaueres Bild darüber machen können.
Das Theater Heilbronn schreibt zu diesem Stück:
Elf Jahre nach dem Mauerfall bauen die Eltern von Philipp und Tobi ein Häuschen in ihrem Heimatdorf in der Lausitz. Endlich raus aus dem Plattenbau. Es geht aufwärts, so scheint es, wenigstens für sie. Die meisten Arbeiten am Haus macht der Vater in Eigenleistung. Uwe, ein umgeschulter Elektriker wie der Vater, hilft ihm dabei, denn er hat sonst nichts zu tun. Man munkelt, dass er bei der Stasi gewesen sein soll. Seitdem will kaum einer mehr etwas mit ihm zu tun haben, obwohl niemand genau weiß, was an den Gerüchten dran ist.
Nach einem Jahr Bauzeit ist das Haus fertig – pünktlich zu Tobis Einschulung in der Grundschule im Ort, die sein großer Bruder Philipp schon fast hinter sich hat. Wenn die Eltern arbeiten, die Mutter als Krankenschwester und der Vater auf dem Bau, sind die Jungen bei den Großeltern – am liebsten in deren Schrebergarten. Die Familie scheint besser intakt zu sein als viele andere, in denen die Ehen durch die Suche nach neuer Arbeit auseinandergebrochen und die Kinder bei einem Elternteil zurückgeblieben sind. Die Schamottefabrik, die über Generationen den meisten im Dorf Arbeit gab, ist stillgelegt. Die Tagebaue in der Region sind geflutet.
Doch das familiäre Glück ist trügerisch. Schweigen macht sich breit – zwischen Vater und Mutter, und auch die drängenden Fragen von Tobi und Philipp werden von den Eltern und Großeltern überhört. Warum hat der leere Neubaublock in Hoyerswerda einen verbrannten Balkon? Was sind das für komische Symbole, die auf den Schulhof geschmiert wurden? Weshalb fliegen Flugzeuge in die Türme in New York? Die Kinder haben Angst. Und Eltern und Lehrer, die selbst um Orientierung ringen, weil sie in den letzten Jahren alle Sicherheiten verloren haben, wissen keine Antworten.
15 Jahre lang, von 2000 bis 2015, begleitet die Geschichte das Aufwachsen von Tobi und Philipp und schildert aus deren Perspektive die Veränderungen in der sächsischen Provinz: Der Schornstein der Schamottefabrik ist inzwischen gesprengt, und aus ihrer alten Grundschule soll ein Asylbewerberheim werden.
Quellen:
Stimme.de
Theater Heilbronn
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