Die Farbtemperatur des Lichts verändert sich ständig während des Tages. So beträgt sie kurz nach dem Sonnenaufgang 2000 K (Kelvin) und um die Mittagszeit mehr als das doppelte, nämlich ungefähr 5500 Kelvin. Was das für einen Einfluss auf die Fotografie nimmt, erklären wir dir in den nächsten Absätzen.
Das Sonnenlicht wirkt in der Morgenstunden und in der Abenddämmerung sehr viel rötlicher, als im restlichen Tagesverlauf. Zur Mittagszeit wirkt das Sonnenlicht im Sommer bei gutem Wetter strahlend weiß. Daher kommt auch der Merksatz „Zwischen 11 und 3 hat FotografIn frei!“. Zu dieser Zeit steht die Sonne hoch am Himmel und wirft nur wenige harte Schatten. Das helle Sonnenlicht sorgt zusätzlich dafür, dass nur wenig bis gar keine Farbstimmung aufkommt und die Kamera den Unterschied zwischen Licht und Schatten nur schwer bewältigen kann. Das führt dann oft dazu, dass Bereiche völlig überbelichtet werden, wobei andere viel zu dunkel sind.
Für die Fotografie gibt es zwei Begriffe, die du unbedingt kennen solltest:
Die blaue Stunde
Die blaue Stunde ist die Zeit kurz vor bzw. kurz nach dem Sonnenaufgang. Oftmals lassen sich in dieser kurzen Zeitspanne eindrucksvolle Aufnahmen erzielen. Zu dieser Zeit ist der Himmel weitestgehend in ein tiefes Blau gehüllt. Dunkle Motive werden dabei automatisch besonders stark betont.
Dieser Effekt wird von der sogenannten Rayleigh-Streuung hervorgerufen. Das Licht wird dabei durch Partikel gestreut, die kleiner sind als die Wellenlänge des sichtbaren Lichts. Das sorgt dann dafür, dass der Himmel in einem satten Blau erscheint. Sobald die Sonne sechs Grad unter den Horizont sinkt, oder eben sich noch darunter befindet und steigt, erreichen die Lichtstrahlen der Sonne nicht mehr direkt den Boden und erhellen nur noch die obere Atmosphäre.
Während dieser Zeit durchläuft rotes Licht, das eine längere Wellenlänge aufweist als blaues Licht, die Atmosphäre. Das blaue Licht dagegen wird in der Luft gestreut und sorgt so für die satte Blaufärbung des Himmels.
Morgens beginnt die Blaue Stunde ungefähr 30 Minuten vor dem Sonnenaufgang und damit auch vor der Goldenen Stunde. Abends beginnt sie 10-15 Minuten nach dem Sonnenuntergang und folgt damit der Goldenen Stunde. Du musst dir also nur einen Zeitpunkt merken und weißt damit, dass es am Abend genau andersherum stattfindet.
Tipps zur Fotografie während der Blauen Stunde
- Wann die Blaue Stunde stattfindet, hängt von deinem aktuellen Standort ab. Den genauen Zeitpunkt kannst du zum Beispiel tageaktuell mit einer App herausfinden.
- Plane am Tag zuvor, wann du aufbrechen musst, um dein Ziel rechtzeitig zu erreichen. Da dir nicht viel Zeit für deine Aufnahmen zur Verfügung steht, solltest du bereits am Tag zuvor alles bereitstellen.
- Fotografiere von einem Stativ aus und lege die ISO-Einstellung so niedrig wie möglich fest. Dies verhindert unnötiges Bildrauschen.
- Während der Blauen Stunde musst du eine längere Belichtungszeit wählen. Daher solltest du entweder mit Blendenautomatik oder im manuellen Modus arbeiten.
- Verwende einen Fernauslöser, um ungewünschte Bewegungen der Kamera zu vermeiden.
Die goldene Stunde
Als die Goldene Stunde bezeichnet man die Zeit direkt nach dem Sonnenauf- und vor dem Sonnenuntergang. Die Sonne fällt in flachem Winkel auf die Erde und durch den tiefen Stand der Sonne, nimmt das relativ schwache Sonnenlicht eine rötliche, warme Farbe an. Auch wenn es der Name vermuten lässt, dauert die Goldene Stunde nicht immer exakt 60 Minuten an, denn das ist wie bei der Blauen Stunde auch, immer von der Jahreszeit und dem Standort abhängig.
Da sich das Sonnenlicht aus einer Vielzahl von Farben zusammensetzt und jede Farbe eine eigene Wellenlänge hat, entstehen die rötlichen Farben zur Goldenen Stunde. Die Sonne steht dabei so tief, dass das Licht einen relativ weiten Weg zurücklegen muss. Dabei werden dann vor allem die blauen Farben wegen ihrer kurzen Wellenlänge absorbiert und übrig bleibt der rote Lichtanteil. Je mehr Wasser und Staubpartikel sich währenddessen in der Luft befinden, desto mehr blaues Licht wird gestreut und desto goldener wird die Stunde.
Tipps zur Fotografie während der Goldenen Stunde
- Fotografiere nicht nur mit Gegenlicht. Mit der Sonne im Rücken werden deine Motive in ein tolles Licht gehüllt.
- Zwar ist die Goldene Stunde am Morgen immer etwas unberechenbar, aber durch die dann noch oft menschenleeren Straßen können sich hier einzigartige Motive ergeben.
- Im Herbst, bekommst du während der Goldenen Stunde durch das bunt gefärbte Blätterwerk der Bäume gleich doppelt so viele warme Farben in deine Aufnahmen.
- Schaue bei den Aufnahmen nicht direkt in die Sonne, auch nicht indem du durch den Sucher deiner Kamera blickst.
- Zu dieser Zeit sind die Schatten besonders weich und lang. Verleihe damit deinen Fotos eine ganz besondere Tiefe.
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