Vor einigen Tagen besuchte ich das ehemalige Institut für Anatomie der Freien Universität Berlin und dort gab es viel zu entdecken. Vom Sezierhörsaal, über die Kühlkammern für die Leichen, bis hin zu den Seziertischen ist momentan noch alles relativ gut erhalten.
Ich war auf der Suche nach neuen Lost Places in Berlin und stieß zufällig auf eben genau dieses hier: Das ehemalige Institut für Anatomie der Freien Universität Berlin. Da wir den geschichtlichen Hintergrund dieses Gebäuden bereits im ersten Teil abgehandelt haben, möchte darauf hier nicht weiter eingehen.
Unscheinbar und unheimlich
Von außen ist das Gebäude sehr unscheinbar. Läuft man die Peter-Lenné-Straße entlang, sieht man auf der einen Straßenseite ein paar Villen und gepflegte Vorgärten. Auf der anderen Seite steht ein Bauzaun, hinter dem sich auf den ersten Blick nur Gestrüpp verbirgt. Sieht man dann etwas genauer hin, kann man die graue, bröckelnde, mit Graffiti übersäte Fassade und die eingeschlagenen Fensterscheiben des ehemaligen Instituts für Anatomie erkennen.
Der Bauzaun ist an vielen Teilen mit Stacheldraht abgesichert, so dass man nicht einfach hinüberklettern kann. An ein paar Stellen können sich zierliche Menschen einfach unter dem Zaun hindurchzwängen. Wenn man das Grundstück einmal komplett von außen abläuft findet man aber vielleicht auch eine kleine Lücke im Zaun. Es sieht so aus, als würde dieser regelmäßig repariert und Lücken geschlossen. Schon vorm Betreten macht sich eine gewisse Anspannung breit. Der Reiz des Verbotenen ist ein tolles Gefühl. Solche Lost Places haben ihre ganz eigene Stimmung, die man sofort in sich aufnimmt.
Die Erkundung des Lost Places
Direkt nach dem Betreten des Eingangsbereichs knirscht es bei jedem Schritt, denn überall auf dem Fußboden sind Glasscherben verteilt. Die Wände sind fast durchgehend mit Graffitis überzogen und es riecht nach Lack. Aus der Ferne sind Stimmen zu hören. Im ersten Moment hält man inne und versucht herauszufinden, woher diese Stimmen kommen. Schließlich hat man im Hinterkopf, dass man eigentlich gar nicht dort sein dürfte. Da man nicht bei einer Wohnungsbesichtigung ist und vorher vom Makler einen Grundriss in die Hand gedrückt bekommen hat, muss man nun versuchen, sich irgendwie zurechtzufinden.
Ich ging durch lange Flure, viele Büros mit kaputtes Schreibtischen, Labors mit großen Digestorien. Durch die Fenster kann man einen Blick in den Innenhof werfen. Dort liegt sehr viel Schrott herum, überall leere Spraydosen. Die Stimmen im Hintergrund wurden lauter und mittlerweile war auch Musik zu hören. Als ich den Hörsaal erreichte, sah ich einige Leute auf den Stühlen sitzen. Ein junger Mann stand dort, wo früher der Dozent seine Vorlesung hielt und sprayte ein Bild an die Wand. Einer filmte ihn und die anderen sahen zu. Alle grüßten kurz und machten dann unbeirrt weiter. Man trifft an solchen verlassenen Orten öfter andere Menschen und auch manchmal dann, wenn man absolut nicht damit rechnet.
In den Gängen zwischen den Stühlen des Hörsaals lag überall Müll herum. Es sah so aus, als würden sich dort öfter Menschen treffen. Leere Chipstüten, Bierflaschen und ausgetretene Zigaretten – Eben das, was Studenten auch am liebsten in ihren Hörsälen machen würden. Der penetrante Geruch der Farbe aus den Spraydosen sorgte für Kopfschmerzen und ich machte mich wieder auf den Weg.
Als Vorbereitung auf den Besuch hatte ich mir ein paar Bilder von anderen Besuchern angeschaut. Ich wollte unbedingt die Seziertische und die Kühlkammern sehen. Ich wusste, dass sie sich im unteren Bereich des Gebäuden befinden sollen. Zum Glück ist mittlerweile in jedem Smartphone eine Taschenlampe integriert, denn ohne eine Taschenlampe findet man sich in den unzähligen Kellergängen nicht zurecht.
Der Raum mit dem Seziertisch war sehr dunkel, schließlich war die Sonne draußen mittlerweile schon fast untergegangen. Die Fächer der Kühlkammer sind aus den Angeln gebrochen und hängen nur noch an kleinen Teilen der Aufhängung an dem Schrank herunter. Auf dem Seziertisch lagen Rosenblätter. Wahrscheinlich hatten sich dort schon andere Menschen getroffen und Fotos gemacht. Die Atmosphäre in diesem Raum ist beängstigend, denn man weiß genau, was hier früher gemacht wurde. Das Wissen reicht aus, dass der Kopf für den Grusel sorgt.
Weiter ging es noch zu den Kühlkammern. Diese befinden sich auch im Keller des ehemaligen Instituts für Anatomie der Freien Universität Berlin. Es sind viele Reihen zu sehen. Die Fächer sind größtenteils geöffnet und bei vielen fehlt die Abdeckung komplett. Hier wurden also früher die Leichen aufbewahrt.
Das Gebäude ist in einem relativ guten Zustand, so dass man keine Angst haben muss, dass man durch die Decke bricht, oder dass einem irgendwas auf den Kopf fällt. Die Einrichtung ist allerdings schon ziemlich heruntergekommen. Einige Räume sind komplett verwüstet und scheinbar hat sich auch schon mal jemand am Trockenbau zu schaffen gemacht. Ich finde es schade, wenn dort randaliert wird. Viel schöner wäre es, diesen Ort etwas zu erhalten und diese Erhaltung mit Spenden und Eintrittsgeldern zu finanzieren. Wenn ich solche Lost Places besuche, verlasse ich sie auch wieder genau so, wie ich sie vorgefunden habe. Leider handhaben das viele Menschen anders.
Ich habe alle Bilder mit einer relativ großen Blendenzahl fotografiert. Zum einen wollte ich mein neues Stativ ausprobieren und zum anderen wollte ich sehen, wie es sich auf die Schärfe der Bilder auswirkt. Mit dem Ergebnis bin ich ingesamt nun doch sehr zufrieden, auch wenn die Zeit im ehemaligen Institut für Anatomie ziemlich knapp bemessen war.
An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das Betreten des Gebäudes und des Geländes verboten ist. Solltest du dieses Verbot ignorieren, musst du damit rechnen, dass die entweder der Sicherheitsdienst, oder die Polizei vom Gelände entfernt. Bei uns findest du auch noch den ersten Teil des Beitrags zum Institut für Anatomie der FU Berlin und weitere Lost Places in und rund um Berlin.
Jetzt bist du gefragt!
Wenn du auf der Suche nach verlassenen Orten in Berlin und Brandenburg bist, bist du bei hier genau richtig.
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