Über ein paar Stufen erreicht man das Innere des Gefängnisses in Berlin Köpenick. Es ist eine bedrückende Atmosphäre. Kaum vorstellbar, wie hier Inhaftierte in kleinen und dunklen Gefängniszellen ohne Heizung leben mussten. Als Toilette diente ein einfacher Metalleimer, deren Abdrücke noch heute im Boden erkennbar. An den Wänden befinden sich Kritzeleien wie Hotel zum trockenen Kante und einfache Striche zum Zählen der bereits vergangenen Tage.
Ich hatte mir vorher überlegt, alle Aufnahmen ausschließlich im manuellen Modus zu fotografieren und es fiel mir wesentlich leichter, als gedacht. Die ersten Aufnahmen habe ich ausschließlich mit der Kamera auf dem Stativ gemacht. Ich habe die Blende immer irgendwo bei 10 gehabt und musste dementsprechend lange belichten. Als ich dann das Gefühl hatte, alle interessanten Dinge mindestens zwei Mal fotografiert zu haben, habe ich das Weitwinkelobjektiv gegen mein 50mm Objektiv getauscht und den ISO auf 1.000 aufgedreht. Durch die Festbrennweite und den Verzicht auf das Stativ ergaben sich dann schnell völlig neue Perspektiven.
Das Gefängnis in Berlin Köpenick
1899 wurde in Berlin-Köpenick mit dem Bau eines Amtsgerichts und eines Gefängnisses begonnen und Ende 1901 in Betrieb genommen. Im Mai 1933 übernahm die SA das Gefängnis. Sie nutzte es als zentrale Haft- und Folteranstalt. Während dieser, als Blutwoche bekannten Zeit wurden Kommunisten, Andersdenkende und Juden hinter dicken Backsteinmauern misshandelt und ermordet.
Zur Zeit der DDR wurde das Gebäude zunächst als Männer- und Jugendgefängnis genutzt und später als Untersuchungshaftanstalt umfunktioniert. 1964 übernahm das Fernsehen der DDR das Gefängnis und brachte hier einen Kostümfundus mit eigener Schneiderei unter. Seit den Achtzigern steht das Gebäude weitgehend leer.
Köpenicker Blutwoche
Am 21. Juni 1933 begann die SA mit den ersten systematischen Verhaftungen. Straßenzüge wurden abgesperrt, durchkämmt, Wohnungen durchsucht und Menschen verhaftet. Die Verhaftungen betragen vor allem politische Gegner, die dort lebenden Juden und Arbeitslose.
Die Verhaftungen standen in Zusammenhang mit dem reichsweiten Verbot des Deutsch-Nationalen Kampfrings am selben Tag. Angeblich hatten Sozialdemokraten und Kommunisten die deutsch-nationalen Verbände unterwandert. Die NSDAP-Führung und der Berliner Gauleiter Joseph Goebbels nutzten das Verbot zugleich als Vorwand und Legitimation, um gezielt gegen politische Gegner vorzugehen. Kurz darauf erfolgte das Verbot der SPD.
Um sich der Verhaftung zu entziehen, schoss der Sozialdemokrat Anton Schmaus auf der Flucht drei SA-Männer nieder und die Gewalt eskalierte. Bis zum 26. Juni 1933 verschleppten und folterte die SA vermutlich mehrere Hundert Menschen. Über 130 von ihnen sind bisher namentlich bekannt. Mindestens 23 Menschen starben.
Das Gefängnis in Berlin Köpenick diente während der Blutwoche als zentrale Haftanstalt. Im Betsaal wurden sie erneut brutal misshandelt.
Angeschlossen an die begehbaren Gefängnistrakte ist die Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche. Die Ausstellung informiert über die Ereignisse während der NS-Machteroberung 1933 und zeigt, wie die Gliederungen der NSDAP und die staatlichen Instanzen zusammenarbeiteten. Die NS-Führung war nahezu überrascht, wie weit sie mit Folter und Mord gehen konnte, ohne dass sich ihr Polizei, Justiz und Gesellschaft in den Weg stellten.
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