1898 hatte sich die Landesversicherungsanstalt Berlin in der Stadt Beelitz für den Bau einer Lungenheilanstalt ein 140 Hektar großes Waldgelände gekauft. Weitläufige Flure, Pilze, die aus dem Fußboden wachsen und morsche Treppenhäuser – All das findet man heute in den ehemaligen Beelitz-Heilstätten.
Man kann schon von außen erahnen, wie imposant diese Bauwerke einmal gewesen sein müssen. Zwischen hohen Baumwipfeln finden sich auf einem unfassbar großen Areal etliche verlassene Gebäude. Alle davon gehörten einst zu den Beelitz-Heilstätten.
Beelitz-Heilstätten
Beim Betreten steigt einem der, für verlassene Orte übliche, leicht modrige Geruch in die Nase. Zeitweise kann man diesen Ort gar nicht mehr als Lost Place bezeichnen. Die alten Gebäude dienen schließlich von Zeit zu Zeit als Drehort für Filme und Musikvideos und werden dadurch teilweise saniert, oder umgebaut.
Danach werden sie allerdings wieder vergessen und der Natur überlassen. Man kann im Whitney Houston Haus relativ gut erkennen, welche Räume des Gebäudes häufiger genutzt worden sind, denn dort ist der Boden nur mit etwas Staub bedeckt und sieht ansonsten noch sehr gut aus.
Die Beelitzer Heilstätten wurden 1902 auf einer 140 Hektar großen Waldfläche eröffnet und dienten der Behandlung von Tuberkulose. Ingesamt gab es nach ein paar Jahren dann ingesamt 1.338 Betten und auch andere Krankheiten wurden behandelt. Zur Zeit des Krieges wurde die Heilstätte kurzerhand zu einem Lazarett, bis sie 1945 nach dem zweiten Weltkrieg dann von der Roten Armee übernommen wurde.
Ein paar der alten Gebäude wurden saniert und sind heute Teil einer Rehaklinik. Unser Guide hat uns noch viel mehr über das Gelände erzählt, allerdings war ich eher damit beschäftig zu fotografieren, als ihm zuzuhören. Eigentlich müsste ich die Tour noch mal mitmachen, denn das, was ich mitbekommen habe, war schon wirklich sehr interessant.
Die Chirurgie ist in einem relativ guten Zustand. Natürlich liegen überall Scherben von eingeworfenen Fensterscheiben und Schutt herum, aber man muss keine Bedenken haben, irgendwo einzubrechen. In einigen Räumen findet man noch etwas Inventar, die meisten sind allerdings leer. Hier ist es dann wieder ganz gut, einen Guide dabei zu haben, der einem dann erklären kann, um was für Räume es sich gerade handelt.
Wer sich einmal ein paar bewegte und mit Leben gefüllte Bilder aus den Beelitz-Heistätten anschauen möchte, dem sei A Cure for Wellness empfohlen. In dem Film wird ein junger, ehrgeiziger Manager beauftragt, den CEO seiner Firma aus einem mysteriösen Wellness-Center zurückzuholen, das sich an einem abgelegenen Ort in den Schweizer Alpen befindet.
Schon bald vermutet er, dass die wundersamen Anwendungen des Spas nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Als er beginnt, die erschreckenden Geheimnisse aufzudecken, wird sein Verstand auf eine harte Probe gestellt: bei ihm wird die gleiche seltsame Krankheit diagnostiziert, die alle anderen nach Heilung verlangenden Gäste dort festhält.
Der Podcast zu den Beelitz-Heilstätten
Die Geschichte der Beelitz-Heilstätten
Die Geschichte der Beelitz Heilstätten ist wirklich sehr interessant. 1898 hatte sich die Landesversicherungsanstalt Berlin in der Stadt Beelitz für den Bau einer Lungenheilanstalt ein 140 Hektar großes Waldgelände gekauft. Da man es zu jener Zeit für sinnvoll hielt die Behandlung von Lungentuberkulose an Orten mit sauberer und frischer Luft durchzuführen, wurde Beelitz für den Bau des Komplexes gewählt.
Es wurde, bis zur erstmaligen Belegung 1902, je eine Lungenheilstätte für Männer und eine für Frauen, zwei getrenntgeschlechtliche Sanatorien, sowie weitere Versorgungsgebäude für den Klinikbetrieb errichtet. In der Zeit von 1902 bis 1926 waren in den Beelitz-Heilstätten bereits 66.445 Männer, 43.953 Frauen und 6.559 Kinder behandelt worden.
Ab 1914 wurde das Klinikgelände im 1. Weltkrieg zum Vereinslazarett des Roten Kreuzes umfunktioniert, wo zahlreiche Soldaten behandelt wurden, wozu z.B. auch der damals unbekannte Gefreite Adolf Hitler zählte. 1920 wurde das Gelände dann wieder als Lungenheilstätte genutzt, wobei aufgrund von Kapazitätsengpässen erstmal nur noch Frauen aufgenommen wurden. Nach ein paar Jahren hatte man aber auch wieder Männer aufgenommen und man erweiterte das Gelände noch um eine chirurgische Klinik.
In den Jahren 1942–1944 wurde nach Plänen des Architekten Egon Eiermann südlich des Frauen-Sanatoriums ein Ausweichkrankenhaus für Potsdam errichtet, welches jedoch in dieser Funktion niemals genutzt wurde. Das Krankenhaus wurde seit 1953 bis 1998 als Fachklinik für Lungenkrankheiten und Tuberkulose zivil genutzt. Seit 2014 ist hier ein Standort der Kliniken Beelitz GmbH, die dort das Neurologische Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen und Parkinson betreibt. Daneben gibt es dort auch noch ein Pflegeheim und eine Akademie für Pflegeberufe.
Während der Schlacht um Berlin 1945 wurden die etwa 3.000 Verwundeten und das Personal der Beelitzer Heilstätten
durch Soldaten der 12. Armee der Wehrmacht in weiter westlich liegende Regionen evakuiert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Heilstätten teils sehr schwer beschädigt wurden, wurde das Gelände 1945 von der Roten Armee übernommen. Die Heilstätten dienten bis 1994 als das größte Militärhospital der sowjetischen Armee. Beelitz war ab Dezember 1990 der Aufenthaltsort des an Leberkrebs erkrankten Erich Honecker, bevor er und seine Frau Margot am 13. März 1991 nach Moskau ausgeflogen wurden.
Einige Gebäude wurden inzwischen komplett saniert und durch weitere neue Gebäudeteile ergänzt. Es wurde eine neurologische Rehabilitationsklinik, ein Parkinson-Fachkrankenhaus, sowie eine Rehabilitationsklinik für Kinder eingerichtet. Ein Teil in Bahnhofsnähe wurde mit Einfamilienhäusern bebaut. Wie auch schon in den früheren Jahren, geändert sich dieser Ort immer noch ständig.
Als Folge einer Insolvenz im Jahr 2001 gab es einen langen Stillstand in der Weiterentwicklung des riesigen Areals. Auch die Sanierung der Denkmalsubstanz wurde deshalb weitgehend eingestellt. Ein großer Teil der sehenswerten Anlage war verfallen und ist von Vandalismus und Materialdiebstahl stark beschädigt worden. Das kennen wir ja leider schon von vielen anderen verlassenen Orten.
Nach jahrelangem Stillstand und weiterem Verfall ist es im März 2008 gelungen, einen Käufer für das Areal zu finden. Seit 2015 wird die Sicherung, Sanierung und neue Nutzung eines Großteils der Gebäude weiter vorangetrieben. Es gibt auch bereits Pläne für eine erneute Nutzung im ursprünglichen Sinne, also Gesundheit und Wohnen. Dazu wurden die Waldflächen und die Gebäudeflächen getrennt verkauft.
Am 11. September 2015 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Frauen-Lungenheilstätte der erste Baumkronenpfad Brandenburgs eröffnet. Er ist 320 Meter lang, bis zu 23 Meter hoch und überquert die mit Bäumen bewachsene Ruine des 1945 ausgebrannten Gebäudes B IV. Dieses wurde früher auch „Das Alpenhaus“ genannt.
Der Baumkronenpfad ist immer wieder einen Besuch wert. Zuletzt war ich in den Sommermonaten dort. Wenn man nun dorthin fährt, bekommt man einen tollen Ausblick über eine fast unendliche Weite an herbstlich eingefärbten Baumwipfeln zu sehen. An manchen Stellen sieht man noch die Giebel der verfallenen Gebäude der Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 9,50 Euro. Das eingezäunte Gelände ist überschaubar und momentan verbringt man dort wahrscheinlich nicht länger, als ein bis zwei Stunden.
Ein Zugang erfolgt auf 21,6 Meter Höhe von der dritten Plattform des 40,5 Meter hohen Aussichtsturms, dessen oberste Plattform auf 36 Meter Höhe liegt. Ein zweiter Zugang befindet sich neben dem Alpenhaus. Es ist geplant, den Pfad zu einem Rundgang zu erweitern.
Im Mai 2016 begannen auf dem Gelände des ehemaligen Frauen-Sanatoriums umfangreiche Umbauarbeiten. Im Pavillon sowie im alten Küchen- und Wäschereigebäude hat ein Investor unter dem Namen Refugium Beelitz-Heilstätten in den denkmalgeschützten Gebäuden ein sogenanntes Creative Village installiert. Die Atelier- und Mietwohnungen sind ausschließlich für Kreativschaffende vorgesehen. Die ersten Wohnungen wurden 2017 bezugsfertig. Man darf gespannt sein, wie sich dieser Ort im Laufe der nächsten Jahre noch weiterentwickeln wird.
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