Das Krefelder Stadtbad wurde 1890 eröffnet und war eine Badeanstalt an der Neusser Straße im Zentrum von Krefeld. 2000 wurde der Betrieb endgültig eingestellt und das Bad damit nach über 110 Jahren geschlossen. Es blickt damit auf eine sehr lange Geschichte zurück.
Ich war am Wochenende auf einer Fototour durch das alte Stadtbad in Krefeld. Angeboten wird die Tour vom freischwimmer e.v. Für einen Beitrag von 30 Euro bekommt man Zugang zum ganzen Gebäude und kann sich dort völlig frei bewegen. Wie in vielen Lost Places gibt es natürlich auch hier Bereiche, die einsturzgefährdet sind. Diese Bereiche sind mit einem Flatterband abgesperrt und trotzdem schafft man es in den drei Stunden, die man zur Verfügung hat, kaum, sich alles genau anzuschauen.
Das Wetter an diesem Morgen war fantastisch. Im Gegensatz zu den letzten Tagen war der Himmel blau und die Sonne wanderte langsam durch die vielen Fenster des alten Stadtbads in Krefeld. Nach einer kurzen Führung durch das Gebäude durften wir loslegen. Am Anfang ist es schwierig sich dort zurechtzufinden. Immer wieder komme ich in Räume und Gänge, durch die ich gerade schon einmal gelaufen bin. Es dauert einfach, bis man verstanden hat, wie das Gebäude aufgebaut ist.
Highlights der Tour sind die beiden großen Schwimmbäder. Die Hallen sind sehr imposant und das Licht fantastisch. Im Grunde findet man hier wirklich in jeder Ecke ein tolles Fotomotiv. Die Menschen, die sich im freischwimmer e.v. engagieren, stehen einem jederzeit für Fragen zu Verfügung. Man kann wirklich dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich in ihrer Freizeit für den Erhalt solcher tollen Orte einsetzen. Mit der Teilnahme an einer der angebotenen Touren unterstützt man den Erhalt und die Arbeit des Vereins und damit eine gute Sache.
Bei der Fototour sind eine ganze Menge an Fotos entstanden, bei denen mir die Auswahl tatsächlich sehr schwer fiel. Deshalb wird es zu diesem tollen Lost Place insgesamt drei Beiträge geben.
Die Geschichte des alten Stadtbads in Krefeld
Das Krefelder Stadtbad wurde 1890 eröffnet und war eine Badeanstalt an der Neusser Straße im Zentrum von Krefeld. 2000 wurde der Betrieb eingestellt und das Bad damit nach über 110 Jahren geschlossen.
Das seit 1882 geplante Stadtbad öffnete im Jahr 1890 an der Neusser Straße in Krefeld zum ersten Mal seine Pforten. Ursprünglich wurden die Baukosten auf 200.000 Mark geschätzt, danach dann aber mit über 900.000 Mark bei weitem überschritten. Da für diese Summe keine Investoren gefunden werden konnten, musste die Stadt Krefeld alleine dafür aufkommen.
Die Ausstattung des Stadtbads war erstklassig. Es gab ein getrenntes Schwimmbad für Herren und eines für Damen, sowie Dusch- und Wannenbäder in drei verschiedenen Klassen bis hin zum so genannten Kaiserbad. Das Kaiserbad war ein sehr luxuriöses Salonbad. Das ebenso luxuriöse irisch-römische Bad mit Dampfbad und Sauna war aufgrund seines Eintrittspreises nur wohlhabenden Menschen vorbehalten. Hier konnte man schwitzen und sich von einem Masseur behandeln lassen.
Eine medizinische Bäderabteilung mit Wannenbädern war auch vorhanden. Bei der Eröffnung hielt man das Krefelder Stadtbad für die schönste, prächtigste und luxuriöseste Badeanstalt im gesamten Deutschen Reich. Die Fliesen für das Bad kamen alle von derselben Firma und die Produktion dauerte über zwei Jahre. Die Fliesen und die aufwändigen Mosaike gehörten zu den teuersten, die man zu dieser Zeit kaufen konnte.
Für jede Umkleidekabine wurde ein Kristallspiegel mit Eichenrahmen angeschafft. Die Möbel in der ersten Klasse waren aus Eichenholz, die der zweiten Klasse waren aus Kiefernholz. Auf den Fußböden hatte man Kokosmatten ausgelegt um die Rutschgefahr zu mindern. 1897 wurde dann zusätzlich noch die Brausenabteilung eröffnet. Das Duschen für 10 oder 25 Pfennig inklusive Handtuch und Seife wurde ausgiebig genutzt, da man zu dieser Zeit noch kein eigenes Bad zuhause hatte.
Das Bad benötigte große Mengen Wasser und Kohle, um das Wasser und das Bad zu heizen. Trotzdem ließen sich die Hallenbäder nicht auf mehr als 19 °C erwärmen. Das Dampfbad und die Sauna benötigten dabei besonders viel Kohle. Diese wurde im Ersten Weltkrieg knapp und daraufhin musste das Bad zum ersten Mal für längere Zeit geschlossen werden.
Im Jahr 1925 wurde das Freibad eröffnet. Dieses war mit Springbrunnen und Säulen mit Emporen und Wasserspielen dekoriert. Das Freibad verfügte über zwei Becken, die von der Gerberstraße aus auch getrennt zugänglich waren. Das größere Becken war sogar für internationale Wettkämpfe geeignet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Freibad im Oktober 1944 bei einem Luftangriff von mindestens einer Sprengbombe schwer getroffen und zerstört. Nach Kriegsende wurde das Freibad 1946 wieder instand gesetzt.
Da inzwischen Badezimmer mit einer Dusche zum Mindeststandard von Wohnungen gehören, wurde die Badeabteilung immer weniger in Anspruch genommen und musste zunächst verkleinert und in den 1990er Jahren ganz geschlossen werden.
Bei einem Erdbeben am 13. April 1992 wurde das Becken des Damenbads stark beschädigt und ist seitdem ebenfalls außer Betrieb. Auch das Herrenbad blieb immer wieder wegen technischer Probleme mit der veralteten Anlage geschlossen. Im Jahr 2000 wurde das ganze Bad nach über 110 Jahren stillgelegt. Das gesamte Bad steht mittlerweile unter Denkmalschutz.
2018 gründete sich die Krefelder Bürgerinitiative freischwimmer e.v., die sich zum Ziel gesetzt hat, das verfallende Denkmal zu bewahren und mit Ideen, Einsatz und Kreativität den Bürgern näher zu bringen. So finden dort zum Beispiel regelmäßig Veranstaltungen statt. Weiterhin kann man das Bad, dank des Vereins, auch heute noch besichtigen.
Komm mit auf Entdeckungsreise durch das alte Stadtbad in Krefeld.
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