Die Landesirrenanstalt Teupitz ist seit 1997 ein riesiger Lost Place in Brandenburg. Ein verlassener Ort mit einer sehr langen Geschichte. Sie wurde 1908 als Heil- und Pflegeanstalt eröffnet und bot Platz für 1.050 Kranke.
Nachdem wir vergeblich versucht haben, dem Schloss Dracula einen Besuch abzustatten, fahren wir ein paar Städtchen weiter und landen in Teupitz. Unser Weg führt uns über einen trockenen Bolzplatz, hinter dem wir schon die ersten Gebäude der Landesirrenanstalt Teupitz erkennen können. Zwischen den Baumwipfeln ragt der ehemalige Aussichtsturm empor.
Wir erreichen den Zaun, der das komplette Gelände zu umgeben scheint. Wir schauen uns um und direkt macht sich Ernüchterung breit. Die Türen und Fenster der Gebäude, die wir vom Zaun aus sehen können, sind mit Metallplatten zugesperrt worden. Da würde man nur mit Gewalt hineinkommen und das kommt für uns nicht in Frage. Wir schauen uns weiter um, vielleicht finden wir noch irgendwo einen Eingang.
Alles sieht danach aus, als würde man einen Spaziergang durch mittlerweile sehr herbstlichen Wald machen. Hier und da kann man eines der vielen alten Gebäudeteile der verlassenen Landesirrenanstalt erkennen. Dann gelangen wir endlich an ein Haus, das nicht komplett verschlossen ist. Im Inneren ist es dunkel und kalt. Da ich kein Stativ dabei habe, geht der ISO in astronomische Höhen. Viel gibt es hier nicht zu entdecken. Die Räume sind weitestgehend leer geräumt. Wir gehen also wieder nach draußen und laufen weiter durch den kleinen Wald.
Wir entdecken einen größeren Platz auf dem scheinbar eine Firma Steine lagert und schon fühlen wir uns gar nicht mehr so alleine. Neben diesem Platz steht der große alte Aussichtsturm. Er ist an einer Art Lagerhalle angeschlossen. Diese ist aber auch nur ein weiterer zugemüllter Ort. Hier und da hängen Tafeln, die wohl die russische Besatzung dort gelassen hat. Was auf den Tafeln steht, können wir daher nicht lesen.
Wir sind nun schon fast wieder da, wo wir unseren Rundgang begonnen haben. Ein weiteres Gebäude wird sichtbar und auch dieses ist nicht versperrt. In diesem gibt es dann überraschenderweise doch noch ein paar Dinge zu entdecken. Alte Töpfe, Pfannen und Tücher liegen herum. In einem Raum stehen Tische und Stühle. Eventuell wurde hier einmal Essen zubereitet.
Geschichte Landesirrenanstalt Teupitz
Die Landesirrenanstalt Teupitz im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg wurde 1908 als Heil- und Pflegeanstalt eröffnet und bot Platz für 1.050 Kranke. Das Gelände verfügte außerdem über einer Pensionärsanstalt für weitere 150 Personen. Hinzu kamen Verwaltungs- und Küchengebäude, ein Maschinenhaus mit Werkstätten, ein Landwirtschaftshof sowie große Grünanlagen.
Im Ersten Weltkrieg wurden hier Verwundete Soldaten und Zivilisten behandelt. Auf dem Gelände des Reservelazaretts entstand auch ein etwa 50 Meter hoher Schornstein mit einer Aussichtsplattform sowie 1917 eine Friedhofskapelle, die der Kirchenmaler Robert Sandfort ausmalte.
1923 schloss man die Einrichtung. Ein Jahr später öffnete man sie jedoch erneut und betrieb sie sieben Jahre lang als Heilanstalt. Man erweiterte die Landesirrenanstalt Teupitz um eine Schlachterei, einen Festsaal, ein Wasser- und Elektrizitätswerk, eine Gärtnerei, einen Friedhof und mehr als 20 Aufnahme- und Überwachungshäuser.
Zur Zeit des Nationalsozialismus, während des Zweiten Weltkriegs, wurden hier im Zuge der Euthanasiemorde Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen untergebracht, die dann in Tötungsanstalten der „Aktion T4“ ermordet wurden. Gebäude der Anstalt trugen erniedrigende Bezeichnungen wie „Haus für zerstörungssüchtige Frauen“, „Haus für unruhige Kranke“ oder „Haus für verblödete Kranke“. Die Klinik war der Tötungsanstalt Bernburg unterstellt. Neben der Anstalt entstand für die Beschäftigten eigens der Ortsteil „Wärterdorf“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog die Sowjetarmee von 1945 bis 1994 das Areal der Landesklinik und betrieben ein Militärkrankenhaus das Oberkommando der russischen Streitkräfte sowie für Angehörige. Die Teupitzer Klinik war dem Garnisionskrankenhaus Wünsdorf zugehörig.
Seit 1997 steht das Areal mit seinen etwa 20 Gebäuden in Backsteinbauweise unter Denkmalschutz und kostet das Land in dem verwilderten, ruinösen Zustand jedes Jahr etwa 20.000 Euro. Die Brandenburgische Bodengesellschaft bemühte sich mehr oder weniger um die Vermarktung des Areals. In den vergangenen Jahren sollten diverse Projekte realisiert werden. Eigentumswohnungen, ein SOS-Kinderdorf, eine Europaschule, Luxuslofts, oder aber ein Café im Wassertrum, nichts schien unmöglich. Auch Ateliers oder Gewerberäume konnte sich die BBG vorstellen. Doch alle Pläne scheiterten.
Komm mit auf einen Rundgang durch die Landesirrenanstalt Teupitz.
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