Wir parken unser Auto, versuchen das Tor der Einfahrt zu öffnen und es funktioniert. Es ist nicht abgeschlossen und wir können unsere Entdeckungstour starten. Kurz darauf liegt sie direkt vor uns: Die verlassene gelbe Villa eines alten Fabrikanten, direkt an der Autobahn.
Die verlassene gelbe Villa
Nachdem wir das Tor der Einfahrt passiert haben, liegt ein Privatweg vor uns. Von einer Villa ist nichts zu sehen. Das einzige, was wir sehen können, ist Laub, Gestrüpp und ein paar Laternen, die schon mal bessere Zeiten gesehen haben müssen. Wir laufen also weiter den asphaltierten Weg entlang und können zwischen den immer dichter werdenden Büschen eine gelbe Fassade entdecken.
Kurze Zeit später stehen wir vor der verlassenen gelben Villa. Die ersten Blicke bringen schnell Ernüchterung. Der Hauseingang und alle sichtbaren Fenster im Erdgeschoss sind mit Holzplatten verschlossen. Es sieht also erstmal so aus, als müssten wir leider draußen bleiben. Vor dem Haus ist ein großer Haufen Schutt aufgehäuft. Wir laufen drumherum und wollen gucken, was sich auf der Rückseite der Villa befindet. Vielleicht ist dort ja noch ein Eingang versteckt.
Wir stehen vor einem verbrannten Haufen, der wohl einmal die Garage gewesen ist. Das Dach ist eingestürzt und die Mauern teilweise eingerissen. Im Inneren befindet sich nur noch Gerümpel. Die Garage scheint noch einen kleinen Anbau gehabt zu haben. Hier steht ein Stuhlgerippe, an der Wand hängt eine Heizung. Zwischen Garage und Haus ist ein schmaler Weg, über den man in den hinteren Bereich des Grundstücks gelangt. Aus der löchrigen Regenrinne tropft Wasser herunter, das seit drei Jahren leer stehende Schlösschen verfällt.
Auch hier sind alle Fenster, durch die man eventuell hätte in die Villa kommen können, komplett vernagelt. Wir müssen einsehen, dass wir heute keine verlassene Villa mehr betreten werden. Die Wiesen und Gärten, die einst von zwei Gärtnern gepflegt wurden, gleichen inzwischen eher einer Dschungel-Landschaft. Erst auf den zweiten Blick entdecken wir einen verwucherten Bachlauf, der in einem Pool endet. Heute schwimmen hier nur noch Wasserlinsen. Die sorgen auch dafür, dass das Becken im übrigen Grün des Gartens fast gänzlich verschwindet.
Weit hinter dem Pool und dem Bachlauf entdecken wir noch eine kleine Gartenhütte. Die Tür steht offen. Darin steht ein Tisch und ein alter Sessel. Damit ist die Hütte dann auch schon voll. Wir laufen zurück und noch einmal um das Haus herum. Mehr können wir hier heute nicht erkunden und treten unseren Rückweg an. Auch wenn wir hier nicht sonderlich viel sehen konnten, ist die verlassene gelbe Villa in Wuppertal doch irgendwie ein schöner Lost Place.
Der Podcast zur gelben Villa
Die Geschichte der verlassenen gelben Villa
Über die Geschichte der Villa lässt sich leider nicht viel erzählen. Ich habe nur herausfinden können, dass der Bau der A46 im Jahre 1966 dafür sorgte, dass der ehemalige Besitzer des Grundstücks, der Fabrikant Karl L., nach einem langen juristischen Streit enteignet worden ist. Durch die Enteignung verlor er fast die Hälfte seines, damals 12.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Der Platz wurde für den Bau einer Autobahnabfahrt genutzt und senkte damit gleichzeitig auch noch den Wert der Immobilie.
Nach dem Tod des Fabrikanten wurde die Villa an einen Kaufmann verkauft und war daraufhin wieder bis vor ein paar Jahren bewohnt. Es gab Pläne, die Villa in eine Senioren-Wohnanlage zu verwandeln. Diese Pläne wurden allerdings nie umgesetzt.
Die Villa ist zwar noch kein prominenter Lost Place, so dass man die Adresse nur schwer finden kann, allerdings gab es auch hier viel Vandalismus. Vor ein paar Monaten wurde ein Feuer gelegt, was dafür sorgte, dass die Garage und ein kleiner Anbau abgerissen werden mussten. Diese Ereignisse sind der Grund dafür, dass man nur noch sehr selten unberührte Lost Places finden kann. Entweder sind sie schon total heruntergekommen, man kommt gar nicht mehr in die Gebäude herein, oder findet die Adressen nicht. Ich kann die Zerstörungswut nicht nachvollziehen.
Rückblick
Vor einiger Zeit erhielt ich eine Nachricht von der Enkelin, des Vorbesitzers der gelben Villa. Sie schrieb mir, dass sie es äußerst bedauerlich fände, wie es dort aktuell aussähe und ich pflichtete ihr bei. Sie ärgerte sich darüber, was für Ausmaße der Vandalismus dort angenommen hat. Außerdem schrieb sie mir, dass sie die Villa noch aus anderen Zeiten in guter Erinnerung habe. Ich fragte sie, ob sie mir ein paar Bilder für diesen Beitrag zur Verfügung stellen könnte und genau das hat sie nun getan. Hier kannst du sehen, wie die gelbe Villa in Wuppertal in den 1950er Jahren ausgesehen hat.
Mit den großen Bäumen, den Wasserläufen und dem schönen Rasen war es mit Sicherheit ein Ort, an dem man gerne seine Zeit verbracht hat. Das war lange bevor dort die Autobahn gebaut wurde. Vielen Dank an Susanne Buchstab, die mir diese Bilder zur Verfügung gestellt hat.
Komm mit auf einen Rundgang um die verlassene gelbe Villa.
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4 Kommentare
Minico Urbex
9. August 2023 um 10:32Richtig gut recherchiert mit den alten Bildern!
Daniel
9. August 2023 um 11:56Ich danke dir – Das gehört für mich immer mit dazu und manchmal lassen sich doch noch sehr viele Details zusammentragen.
Claudia
14. Juli 2024 um 14:18Huhu. Die gelbe Villa ist einfach ein Traum. Leider mittlerweile vermüllt und mit furchtbaren Graffitis beschmutzt. Mich würde interessieren, wem das zur Zeit gehört und warum genau dieses wunderschöne Anwesen einfach zurück gelassen wurde. Hast du da zufällig ein paar Informationen drüber?
Daniel
15. Juli 2024 um 06:49Guten Morgen Claudia,
Die einzigen Informationen, die ich zu dieser Villa habe, findest du im Beitrag. Viel mehr lies sich dazu leider nicht recherchieren.