Es war Jagdschloss, Herrenhaus, ein Hotel und vieles mehr. Doch seit vielen Jahren verfällt Schloss Dammsmühle. Das Schloss Dammsmühle im Norden Berlins ist aber immernoch ein wunderschöner Bau mitten im Naturschutzgebiet der Mühlenbecker Seen.
Unser Navigationsgerät führt uns mal wieder in die Irre. Nach einigen Extrakilometern erreichen wir einen kleinen Waldweg. Allein sind wir hier nicht. Neben uns laufen ein paar Familien mit Picknickkörben. Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Nach wenigen Metern erreichen wir den Wandelgang des Schlosses, in dem sich einmal eine Kegelbahn befand. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wären es Schienen, die nach 20 Metern in einer Wand enden.
Nach dem Wandelgang stehen wir vor dem Schloss Dammsmühle und sehen sofort, dass wir dort nicht hereinkommen. Überall laufen Menschen herum, machen Fotos vom See und reden über die guten alten Zeiten. Die Fenster und Türen des Schlosses sind mit Metallplatten versperrt. Ohne rohe Gewalt kommt hier niemand mehr hinein. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als unseren Ausflug nach einer kurzen Umrundung des Herrenhauses wieder zu beenden.
Die Geschichte des Schloss Dammsmühle
Schon im 16. Jahrhundert befand sich am heutigen Standort des Schlosses Dammsmühle eine Mühle. Um das Jahr 1650 wurde an dieser Stelle dann ein Jagdhaus für den Kurfürsten Friedrich Wilhelm errichtet.
Das Gelände der früheren Mühle wurde 1755 von dem Berliner Lederfabrikanten Peter Friedrich Damm erworben, der das Alleinrecht besaß, die königlich preußische Armee mit Uniformteilen zu versorgen. 1768 errichtete er das Gebäude des Schlosses Dammsmühle als zweigeschossiges Palais in der Nähe des Mühlenbecker Sees. Nach seinem Tod verfiel das Gebäude, weil es keinen Erben mehr gab. Es war also niemand da, der sich um das Schloss Dammsmühle hätte kümmern können. Bei einer Zwangsversteigerung erwarb Leutnant Adolf Wollank 1894 das Anwesen und baute es zu einem Herrensitz aus. Er ließ das Gebäude vom Architekturbüro Erdmann & Spindler aus Berlin in neobarockem Stil umbauen, aufstocken, mit einem Anbau versehen und einen Turm mit Zwiebelhaube hinzufügen. Auf einer künstlichen Insel im Mühlteich ließ er ein Gebäude in Form einer Moschee errichten. In diesem Gebäude befand sich ein großer Tanzsaal.
Im Jahr 1929 erwarb der Brite Harry Goodwin Hart, damals Direktor von Unilever, das Grundstück. Nachdem er mit seiner jüdischen Frau Deutschland im Jahre 1938 verlassen musste, wurde er 1940 enteignet. Nun gelangte das Schloss in den Besitz von Heinrich Himmler. Von Januar bis Juli 1943 wurden 20 bis 25 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen eingesetzt. Kurz vor Kriegsende schlug hier der Kommandeur der Berlin verteidigenden Wehrmachts-Heeresgruppe Weichsel, Generaloberst Gotthard Heinrici, sein Hauptquartier auf.
Nach Kriegsende wurde das Herrenhaus von der Roten Armee besetzt. 1959 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit der DDR das Haus und nutzte es bis 1989 als Jagdschloss. In dieser Zeit wurde es erneut umgebaut. Nach der Wiedervereinigung diente das Schloss kurzzeitig als Hotel, bis es dann 1997 an die Erben von Harry Goodwin Hart zurück übertragen wurde. Sie verkauften das Schloss und es stand viele Jahre lang leer.
Von 2000 bis 2003 wurde das Areal für Open-Air-Konzerte genutzt. Das Konzept, Schloss Dammsmühle zu einer Veranstaltungs- und Naherholungsstätte auszubauen, wurde letztendlich aber nicht verwirklicht. Das Gelände war somit dem weiteren Verfall und Vandalismus ausgesetzt.
Im Jahr 2008 wurde das verlassene Herrenhaus an die Schlossgut Dammsmühle Management GmbH verkauft, die das Gelände als Kulturerlebniswelt mit freiem Zugang durch die Öffentlichkeit ausbauen wollte. Seit 2009 wurden dann wieder zahlreiche Veranstaltungen vor Ort organisiert wie ein Schloss-Biergarten-Brunch, eine Oldtimer-Show mit Rockkonzert, oder ein Spukfest. Inzwischen hat die Betreibergesellschaft ihre Aktivitäten jedoch wieder eingestellt und das Gebäude steht seitdem leer.
Komm mit auf einen kurzen Rundgang um das Schloss Dammsmühle.
Jetzt bist du gefragt!
Bist du auf der Suche nach verlassenen Orten in NRW, Brandenburg, Berlin, Niedersachsen, oder Rheinland-Pfalz? Dann bist du hier genau richtig.
Kennst du schon meinen neuen Bildband?
Warst du schon mal bei diesen Lost Places?
Das vergessene Wernerbad in Mahlsdorf
Druckknopf und Metallwaren-Fabrik in Wuppertal
Behrnsche Mühle
2 Kommentare
McCarthy
30. Dezember 2018 um 21:01Hallo Daniel, du hättest dein Augenmerk nicht allein auf das Schloss richten sollen. Interessant sind nämlich auch die Umliegenden Gebäude, welche alle begehbar sind!
Daniel
30. Dezember 2018 um 21:08Danke für deinen Hinweis. Ich bin sowieso öfter in der Gegend und werde mich dann einfach noch mal etwas genauer dort umschauen.