Der Schwelmer Eisenbahntunnel wurde 1879 erbaute und ist ein 742 Meter lang. Er wurde 1967 stillgelegt und verläuft parallel zum 945 Meter langen, noch befahrenen Linderhauser Tunnel durch den Linderhauser Rücken zwischen Schwelm und Gevelsberg. Wir haben uns diesen Tunnel einmal etwas genauer angesehen.
Mit Hilfe unserer Navis versuchen wir, irgendwie in die Nähe des alten Schwelmer Eisenbahntunnels zu gelangen. Wir wissen nur ungefähr, wo er sich befinden soll. Unser Ziel ist letztendlich ein kleines Neubaugebiet an einem Waldstück. Wir steigen aus, packen unsere Ausrüstung zusammen und stiefeln los. Wir können immer noch nur vermuten, wo sich der alte Eisenbahntunnel befindet und schlagen uns ins Unterholz.
Irgendwann kommen wir an eine Art Schlucht. Vor unseren Füßen geht es mindestens 10-15 Meter steil bergab. Hier kommen wir nicht runter. Wir laufen also weiter an dieser Schlucht entlang und müssen aufpassen, dass wir hier nicht stolpern. Von hier aus können wir sehen, dass die Schlucht an einem immer flacher wird. Irgendwo dort werden wir bestimmt auch eine Möglichkeit finden, herabzusteigen. Am Ende des Trampelpfades angekommen, liegen nur noch wenige Meter zwischen uns und dem Grund der Schlucht, die direkt zum Schwelmer Eisenbahntunnel führt. Jetzt heißt es klettern.
Unten angekommen laufen wir in Richtung des Tunnels. Das Portal wird immer größer und als wir endlich direkt davor stehen, wirkt der Eingang des Tunnels richtig imposant. Schienen gibt es hier nicht mehr, nur noch die kleinen Steine, die das Gleisbett bildeten liegen dort noch herum. Diese sorgen dafür, dass das Laufen ganz schön beschwerlich ist. Passt man hier nicht auf, knickt man schnell um. Der Tunnel ist angenehm kühl. Oberhalb der Schlucht hatten wir noch fast 30 °C – Hier unten ist es im T-Shirt schon fast zu kalt.
Wir laufen in den Tunnel hinein und sind gespannt, ob es dort noch irgendwelche Relikte zu finden gibt. Mit jedem Meter, den man weiter in den Tunnel hineinläuft, wird es dunkler. Ohne Taschenlampen wäre man hier ziemlich aufgeschmissen. Leider findet man hier nichts mehr, außer ein paar verrosteten Metallteilen und zugemauerten Durchbrüchen in den Tunnelwänden.
Auch wenn wir hier nicht mehr viel entdecken können, laufen wir einmal komplett durch den 742 Meter langen alten Eisenbahntunnel und schauen uns auf der anderen Seite noch etwas um. Hier scheint eine Art Wanderweg geplant zu werden. Es finden sich Hinweisschilder über die Pflanzen, die in der Schlucht wachsen und ein paar Informationen über den Tunnel. Von hier aus geht es jetzt wieder durch den Tunnel zurück, die Böschung hinauf und zurück zu unseren Autos.
U-Verlagerung
Eine U-Verlagerung (Untertage-Verlagerung) ist eine Vielzahl von unter die Erdoberfläche verlagerten, deutschen Rüstungs-Produktionsanlagen während des Zweiten Weltkriegs.
Nachdem die deutschen Rüstungsbetriebe in Peenemünde durch die britische Operation Hydra stark beschädigt wurden, beschloss die NS-Regierung die Verlagerung von kriegswichtigen Fabriken unter Tage. Vor allem in alten Bergwerken, Eisenbahntunneln oder in neu angelegten Stollen fanden diese Betriebe Platz.
Diese U-Verlagerungen trugen Tarnnamen wie “Buchfink”, “Goldammer”, oder “Meise”. Hier mussten Zwangsarbeiter Waffen für die Rüstungsindustrie herstellen, oder beschädigte Flugzeuge reparieren. Der große Arbeitskräftebedarf in den U-Verlagerungen konnte nur durch Zwangsarbeiter und den Einsatz von KZ-Häftlingen gedeckt werden.
Die Geschichte des Schwelmer Eisenbahntunnels
Der Schwelmer Tunnel ist ein 742 Meter langer ehemaliger Eisenbahntunnel im Nordosten von Schwelm. Der 1879 erbaute und seit 1967 stillgelegte Tunnel verläuft parallel zum 945 Meter langen, noch befahrenen Linderhauser Tunnel durch den Linderhauser Rücken zwischen Schwelm und Gevelsberg.
Die U-Verlagerung der Firma Gottlob Espenlaub wurde ab Sommer 1944 in dem Linderhauser Tunnel im Norden von Schwelm eingerichtet. Den Umbau des 935 Meter langen Tunnels zur bombensicheren Produktionsstätte übernahm die Organisation Todt. Unterstützt wurde dies mit Arbeitskräften der Firma Espenlaub. Dieses Ausweichwerk im Schwelmer Tunnel trug den Namen “Werk 4” unter dem Decknamen “Meise”.
Im Oktober 1944 bezog die Firma Gottlob Espenlaub aus Wuppertal-Langerfeld zur Ausbesserung und Reparatur von Kampfflugzeugen den Linderhauser Tunnel für die eigentliche Produktion. Der Schwelmer Tunnel hingegen wurde hauptsächlich zum Be- und Entladen von Arbeitern, Material und Flugzeugen genutzt. Die Produktion wurde bis zum Eintreffen der amerikanischer Truppen am 14. April 1945 aufrecht erhalten.
Heute findet man dort wegen diverser Aufarbeitungen des Tunnels nur noch sehr wenige Spuren der damaligen Nutzung.
Seit den 1980er Jahren untersuchen Höhlenforscher den Schwelmer Tunnel, bei dem bereits zum Bau zahlreiche Höhlen angeschnitten wurden. Sie konnten bislang acht Höhlen nachweisen. Aktuell wird über eine Anbindung des Schwelmer Tunnels an die Nordbahntrasse zur Förderung des Radverkehrs diskutiert.
Komm mit auf eine Tour durch den alten Schwelmer Eisenbahntunnel.
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