Neben den Fabrikhallen der Rhein-Emscher-Armaturen Werke steht ein weiteres Gebäude. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wäre es ein altes Einfamilienhaus. Nach einigen Recherchen stellt sich aber heraus, dass es um die Villa des Direktoren handelt.
Direktorenvilla der Rhein-Emscher-Armaturen Werke
Wir kommen aus den Werksgebäuden heraus und machen eine kurze Pause, bevor es in die Direktorenvilla geht. Zeit die Akkus zu wechseln und mal einen Moment frische Luft zu atmen. Dann geht es los. Die Haustür hat Glaseinsätze und der untere ist bereits herausgebrochen, so dass wir auch diesen Lost Place problemlos betreten können. Der erste Raum ist komplett leer geräumt. Es ist nur noch ein Kamin an der Wand zu sehen.
Dieser Zustand setzt sich in den anderen Räumen fort. Man kann nur noch vermuten, welchem Zweck die einzelnen Zimmer einmal gedient haben mögen. Das Badezimmer hat auch schon einmal bessere Tage gesehen. Die Vertäfelungen der Heizungen liegen überall verstreut. Hier scheint irgendwer schon mal seinen Frust ausgelassen zu haben. Als wir gerade dabei sind, die Treppe in das andere Stockwerk hochzulaufen, hören wir Schritte und Stimmen. Die Treppe knatscht unter jedem Tritt. Wir nehmen erstmal die Beine in die Hand und verlassen die Direktorenvilla.
Ich schaue mich draußen etwas um und entdecke, dass auf dem Nachbargrundstück Handwerker unterwegs sind. Vom Grundstück der Nachbarn aus kann man direkt in das Treppenhaus der Villa schauen. Nachdem wir eine Weile nichts mehr gehört haben, wagen wir einen zweiten Versuch. Dieser scheitert aber auch wieder auf der Treppe. Wieder hören wir Stimmen in direkter Nähe. Von wo genau sie kommen, wissen wir nicht. Wir wollen nichts weiter riskieren und verlassen das Gebäude.
Der Podcast zur Direktorenvilla
Die Geschichte der Rhein-Emscher-Armaturen
Die Rhein- und Emscher-Armaturenfabrik nahm im Jahr 1913 ihren Betrieb auf. Als die Industrie im Ruhrgebiet wuchs, wurde der Betrieb ständig erweitert und neue Werkshallen kamen hinzu. Von bis zu 30 Arbeitern wurden hier, vor und nach den beiden Weltkriegen, Spezialarmaturen für die Schwerindustrie, Kupfer- und Kühlelemente oder Blasformen für Hochöfen gefertigt. Während des Krieges stellte der Betrieb allerdings auch Metallhülsen für Granaten her.
Ende der 1970er Jahre, zum Beginn der Stahlkrise, wurde die Konkurrenz zu groß. Ende der 1980er Jahre musste die Armaturenfabrik Insolvenz anmelden. Es folgten Zwangsversteigerungen, bei denen das Gelände samt Gebäuden für einen symbolischen Preis von einem Euro zu haben war. Die erste Versteigerung schlug fehl, da Untersuchungen ergeben hatten, dass die Fabrikhallen und das Erdreich durch die Produktion mit verschiedenen Giftstoffen hoch kontaminiert waren.
Viel mehr Informationen über den weiteren Verbleib der Rhein- und Emscher-Armaturenfabrik lassen sich leider nicht finden. Fest steht, dass das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt worden ist, was die weitere Verwendung des Geländes nicht unbedingt einfacher macht.
Komm mit und entdecke das verlassene Werk der Rhein-Emscher-Armaturen.
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2 Kommentare
Micha El
1. Februar 2022 um 11:10Ich war knapp eine Woche nach euch da. Beschreibung der oberen Räume: Viele Grafittis, aber sonst eigentlich nichts weiter. Das Bad war noch da, aber ohne Armaturen. Im Keller stand noch ein Heizkessel. Ansonsten noch Schimmel an den Wänden. Das war es.
Daniel
1. Februar 2022 um 17:29Grüß dich Michael!
Das ist nun auch echt schon eine ganze Weile her. Deiner Beschreibung nach zu urteilen haben wir da ja nicht viel verpasst.
Ahoi!