Das Elisabeth-Sanatorium wurde zwischen 1912 und 1914 auf einem weitläufigen Waldgelände errichtet. Der Arzt Walter Freimuth und dessen Ehefrau Elisabeth betrieben es als Lungenklinik.
Elisabeth-Sanatorium
Dieser Lost Place kurz vor Potsdam versteckt sich, gerade im jetzt im Herbst, vor neugierigen Blicken. Wir entdecken die verlassene ehemalige Hautklinik auch erst auf den zweiten Blick. Nachdem wir einen Parkplatz gefunden haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Eingang.
Das Gelände ist komplett umzäunt, direkt dahinter liegt Stacheldraht. Hier hat jemand gründliche Vorkehrungen gegen ungewünschte Besucher getroffen. Ob wir hier wirklich hineinkommen können? Die Klinik liegt direkt an einer vielbefahrenen Straße und wenn man mit Kameras und großen Rucksäcken unterwegs ist, ist man alles andere als unauffällig.
Hier hat jemand gründliche Vorkehrungen gegen ungewünschte Besucher getroffen. Wir schauen uns weiter um und entdecken ein Loch im Zaun. Mit vorsichtigen Schritten manövrieren wir uns durch den Zaun und den Stacheldraht. Wer hier nicht gut aufpasst, hat schnell Löcher in seiner Kleidung.
Da stehen wir nun. Vor uns liegen Holzbaracken, oder Unterstände. Die Dächer sind löchrig und außer etwas Müll gibt es nichts weiter zu sehen. Wir laufen durch das Waldstück, das das Gelände umgibt und stehen direkt vor dem ehemaligen Sanatorium. Alle Türen und Fenster sind verschlossen. Im Moment haben wir einfach kein Glück. Immer mehr Lost Places werden komplett vernagelt, um sie vor Vandalismus zu schützen.
Auf dem Boden liegen Sägespäne und es riecht nach frischem Holz. Hier müssen noch vor kurzem Aufräumarbeiten stattgefunden haben. Hoffentlich sind wir hier alleine.
Wir lassen uns nicht entmutigen und setzen unsere Entdeckungstour fort. Auf der anderen Seite des Gebäudes ist eine kleine Hütte. Hier führt eine Treppe ungefähr 3 Meter in die Tiefe. Anschließend folgt ein Gang, der nach ein paar Metern wieder nach oben führt. Was mag das wohl gewesen sein? Hinter der Hütte ist ein weiteres Haus zu sehen. Vielleicht ist es das Haus des Direktors gewesen. Es ist auf jeden Fall zu klein, als dass hier die Angestellten hätten wohnen können. Verschlossen ist es zum Glück nicht.
Im Untergeschoss liegt allerhand Müll herum. In der Küche sind die Überreste eines Ofens zu erkennen. Viel mehr gibt es dann auch schon nicht mehr zu entdecken. Im nächsten Raum sind die Wände komplett verrußt. Ein paar Sessel und Sofas stehen herum. Irgendwer muss, nachdem es hier gebrannt hat, neu eingerichtet haben. In den Ruß sind irgendwelche Sprüche gekratzt, die im einfallenden Licht leuchten. Hier herrscht eine ganz seltsame Atmosphäre.
Nun wollen wir uns noch im Obergeschoss des Hauses umsehen. Da es in dem Haus überhaupt nicht feucht riecht und die Decken noch sehr stabil wirken, steigen wir die Treppen nach oben. Leider sind hier alle Räume komplett leer. Es sieht so aus, als wäre hier noch vor kurzer Zeit aufgeräumt und durchgefegt worden.
Wir haben alles gesehen und machen uns auf den Rückweg.
Der Podcast zum Elisabeth-Sanatorium
Die Geschichte des Elisabeth-Sanatoriums
Das Elisabeth-Sanatorium wurde zwischen 1912 und 1914 auf einem weitläufigen Waldgelände errichtet. Der Arzt Walter Freimuth und dessen Ehefrau Elisabeth betrieben es als Lungenklinik. Die Familie Freimuth musste als jüdisches Ehepaar nach Machtantritt des NS-Regimes aus Deutschland fliehen. Die Heilbehandlung von Lungenkranken ging jedoch weiter, bis das Sanatorium 1952 eine neue Verwendung fand.
Es wurde eine Heilstätte für Haut- und Lymphdrüsentuberkulose, die einzige Einrichtung dieser Art in der gesamten DDR. 1967 schließlich begann die Umgestaltung zu einer Hautklinik des damaligen Bezirkskrankenhauses.
Dutzende Schwestern und Ärzte sorgten sich um die Patienten, für die im Hauptgebäude bis zu 90 Betten zur Verfügung standen. Die Nebengebäude dienten als Wirtschaftshaus und als Unterkunft für Mitarbeiter. In den 80er Jahren wurden die Gebäude ein letztes Mal modernisiert. Kurz danach wurde der Betrieb eingestellt. 1994 zog die Hautklinik in das Klinikum Ernst von Bergmann.
Das Elisabeth-Sanatorium befindet sich nach dem Bau einer Umgehungsstraße auf einer Art Verkehrsinsel. Direkt hinter dem Gelände ist nun eine Autobahnauffahrt. Seit 2005 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Mittlerweile ist die verlassene Hautklinik verkauft worden. Dort sollen nun Physiotherapie, Freizeit- und Sportmöglichkeiten, sowie Arztpraxen entstehen. Rund 200 Menschen könnten hier unterkommen und auch neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Einerseits ist es schön, wenn die Gebäude wieder eine sinnvolle Nutzung erhalten, andererseits geht ein weiterer wunderschöner Lost Place verloren.
Komm mit auf einen Rundgang durch das verlassene Elisabeth-Sanatorium.
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3 Kommentare
Lars Poeck
26. Februar 2023 um 22:57Klingt spannend. Toll geschrieben!
Hab irgendwo gelesen, dass der Wald drumrum mittlerweile gerodet wurde, was as Sanatorium sicher nicht geschützter macht vor Vandalismus.
Grüße
Lars
Daniel
27. Februar 2023 um 08:34Hallo Lars!
Das kann gut sein, dass sich dort mittlerweile etwas tut. Ich meine auch, dass das Gebäude umgenutzt werden soll.
André
25. April 2023 um 19:08Jo, korrekt. Seit Jahren ist dort ein Wohn- und Pflegeprojekt angekündigt und in zwei Monaten werden die Umbauten und die aktuellen Pläne bei einem Tag der offenen Tür vorgestellt. Ohne Anmeldung kann man sich dort ganz legal einen kleinen Überblick über dieses über 110 Jahr alte Sanatorium machen.
Das Projekt “Mehrgenerationen Campus PD1” (in Anlehnung an die Anschrift) wird in diese schöne Hütte hoffentlich wieder Leben einziehen lassen.