Der VEB Kühlautomat Berlin liegt inmitten einer großen Parkanlage mit angrenzenden Wohngebieten im Bezirk Treptow-Köpenick. Die letzten Mitarbeiter verließen 1996 das Werksgelände. Seitdem stehen die meisten Gebäude leer und werden Stück für Stück von der Natur zurückerobert.
Dieser verlassene Ort, mitten in Berlin, ist riesig und es gibt wahnsinnig viel zu entdecken. Das wird einem sofort klar, sobald man durch den teilweise eingerissenen Bauzaun steigt. Ich selbst habe erst vor einigen Tagen von diesem Lost Place erfahren, aber offenbar scheint es alles andere als ein Geheimtipp zu sein. Schon nach den ersten Metern auf dem ehemaligen Gelände des VEB Kühlautomat Berlin traf ich auf einen Mann, der auf einem Dach herumwerkelte und mich nach der Uhrzeit fragte.
Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinlaufen sollte. Ich hatte meinen Kamerarucksack mit verschiedenen Objektiven und eine Drohne mit dabei. Es war schon kurz vor 17 Uhr und das, was man von der Sonne sehen konnte, begann langsam aber sicher zu verschwinden. Ich ließ die Drohne im Rucksack und begann mit meinem Weitwinkelobjektiv die Umgebung zu erkunden. Überall stehen große Lagerhallen und dazwischen immer wieder Gebäude, in denen vermutlich mal gekocht, gegessen oder geschlafen wurde. Sanitäre Anlagen, wie Duschen und Toiletten sind auch noch zu erkennen.
Bei einem Blick auf die Dachkonstruktionen der verschiedenen Gebäude bemerkte ich, dass etwas Vorsicht geboten war. Teilweise hingen große Dachteile herunter, einige Dachstühle waren bereits komplett eingestürzt. Auch der Untergrund hielt einige Stolperfallen bereit. Nachts sollte man sich hier sehr vorsichtig bewegen. Kanal und Kabelschächte sind ungesichert und geöffnet.
Nach ungefähr 1 1/2 Stunden war mein Besuch dort beendet. Es war sowieso schon den ganzen Tag sehr bewölkt und die Dämmerung nahm mir dann auch noch das verbleibende Licht. Ich werde am Wochenende noch einmal hinfahren, denn in der kurzen Zeit konnte ich mir nur einen kleinen Überblick über die riesigen ehemaligen Produktionsstätten verschaffen.
Dir kommen die Bilder bekannt vor? Das könnte daran liegen, dass es diesen Beitrag schon einmal gab. Bis vor ein paar Tagen war ich allerdings noch fest davon überzeugt, dass es sich bei diesem verlassenen Ort um den VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke handelt. Unser aufmerksamer Leser Frank hat mich dann aber eines Besseren belehrt – Danke dafür!
Die Geschichte des VEB Kühlautomat Berlin
Der Betrieb wurde im Jahr 1950 auf früheren Werksflächen errichtet und stellte zunächst einen reinen Reparaturbetrieb dar. Gleichzeitig begann die Entwicklung von Kompressoren für die ersten Haushaltskühlschränke der DDR-Bürger. Vorhandene Gebäude wurden umgenutzt und im Lauf der Jahre kamen weitere Industriehallen sowie ein Sozialgebäude mit Betriebskantine hinzu. Einige Jahre stellte der Betrieb seine Produkte erfolgreich auf den Leipziger Messen aus.
Der VEB Kühlautomat hatte Ende 1957 rund 1000 Beschäftigte, zu Spitzenzeiten arbeiteten hier 2500 Personen. Neben Kühlautomaten für den Haushalt wurden Materialprüfkammern, Verdichter und Wärmeüberträger, Kühlanlagen für Schiffe und Fahrzeuge hergestellt. In Berlin-Friedrichshain, hatte der Betrieb eine Filiale, die sich auf die Kühlgeräteproduktion für Haushalt und Gewerbe spezialisiert hatte.
Nach der Wende wandelte die Firmenleitung den Betrieb in die Gesellschaft mit beschränkter Haftung Kühlautomat Berlin GmbH um. Im Jahr 1994 kaufte Grasso das Unternehmen auf. Im Jahr 1996 verließen die letzten Mitarbeiter das Werksgelände. Die Immobilie gelangte an die Nachfahren der früheren jüdischen Besitzers zurück. Seitdem ist das Gelände verlassen.
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4 Kommentare
Architektur und Lost Places in Schöneweide und Adlershof | Unterwegs in Berlin
15. November 2020 um 17:56[…] VEB Kühlautomat Berlin wurde 1950 gegründet und stellte Kühlschränke und weitere Maschinen her. Nach der Wende wurde es noch bis 1996 weitergeführt und ging danach wieder an die Nachfahren der früheren jüdischen Besitzer zurück. Seitdem liegt es brach. Schon allein der Größe wegen war dieses Gelände super beeindruckend. […]
Cordula
28. Oktober 2023 um 08:23Hallo,
Ich wohne dort in der Nähe und kann den Abriss der Gebäude (seit Februar) fast täglich verfolgen. Fast alle Hallen sind inzwischen weg. Es stehen noch der Kühlturm und das Verwaltungsgebäude. Lt. Plänen entstehen dort Wohnungen, Geschäfte und Dienstleistung-/ Handwerkseinrichtungen. Angeblich sollten 4 der denkmalsgeschützten Gebäude erhalten bleiben, ich sehe aber eigentlich nur noch zwei. Der Rest bricht zusammen.
Daniel
31. Oktober 2023 um 09:57Hey Cordula!
Mich wundert es schon fast, dass das so lange gedauert hat. Die Bauplätze sind in Berlin ja ziemlich begehrt. Trotzdem ist es schade, dass nun ein weiterer Lost Place verschwindet.
Vielen Dank für die Info!
Cordula
31. Oktober 2023 um 10:01Ich glaube das hatte mit den Eigentümern und Genehmigungsverfahren zu tun. Möglicherweise auch mit dem Denkmalschutz, denn ursprünglich waren 11 Gebäude geschützt. Ich war regelmäßig dort – da war zum Schluss eigentlich alles durch bis auf ein paar Details.