Die 1957 gegründete und mittlerweile seit knapp 20 Jahren verlassene Reha Klinik konnte einst 200 Patienten unterbringen, die nach ihrer Krebsbehandlung Erholung suchten. Mittlerweile ist von dem einst schönen Gebäudekomplex nicht mehr viel übrig geblieben. Brände und Vandalismus haben das Klinikareal stark verändert.
Die verlassene Reha-Klinik
Mittlerweile sind schon mehr als zwei Stunden vergangen, so lange erkunde ich nun schon die schier endlos wirkenden Gänge und Räume der verlassenen Reha Klinik. Durch einen langen Gang erreiche ich einen weiteren Raum. Überall liegt Müll herum. Auf einem kleinen Tisch stehen Reagenzgläser. Könnte es sich hier um ein Labor handeln? Meine Vermutung bestätigt sich, als ich ein kleines Schild an der Tür entdecke. Ich stehe tatsächlich gerade im alten Labor der Klinik. Hier wurde allerdings schon so viel gewütet, dass nicht mehr viel an die ursprüngliche Verwendung erinnert.
Plötzlich höre ich Stimmen. Ich bleibe stehen und lausche. Es ist nichts mehr zu hören. Habe ich mir das gerade nur eingebildet, oder bin ich hier nicht mehr alleine? Bei den nächsten Schritten versuche ich etwas leiser zu sein, was hier wirklich nicht sehr einfach ist. Überall liegen Scherben herum und verhindern das lautlose Fortbewegen.
Das nächste Gebäude liegt direkt vor mir. Ich trete hinein und links von mir taucht eine Reihe farbiger Stahlspinde auf. Es ist offensichtlich, dass ich mich nun wohl im alten Schwimmbad befinde. Hinter den Spinden sind die für ein Schwimmbad typischen kleinen Umkleidekabinen, die hier aber nun noch etwas dreckiger sind, als man es aus dem Freibad gewohnt ist. Über einen schmalen Gang mit Föhnen an der Wand erreiche ich die große Schwimmhalle. Das Becken ist riesig und die hölzerne Dachkonstruktion wirkt noch heute sehr einladend. Das Schwimmbad war bestimmt einmal richtig schön. Hier liegen auch noch alte Speisekarten herum. Diese verraten mir, dass es hier z.B. eine Hummersuppe für 4,50 DM und Würstchen mit Brot für 3 DM gab. Mein Magen knurrt, aber ich habe keine Hoffnung, dass hier heute noch Essen verkauft wird.
An die große Schwimmhalle ist eine weitere kleine angeschlossen. Hinter dem kleinen Schwimmbecken steht eine hölzerne Sauna. Hier hat es wirklich an nichts gefehlt. Nun wird es langsam Zeit für den Rückweg. Ich wechsle zurück in das vorherige Gebäude und laufe dort noch einmal durch das Erdgeschoss. Hier entdecke ich noch einige Behandlungsräume. Hier konnten Patienten inhalieren und in Moorbädern entspannen. In einem langen Gang reihen sich nur durch Kunststoffvorhänge voneinander getrennt Wanne an Wanne.
Mit über 800 Bildern auf meinen Speicherkarten und schon sehr tierstehender Sonne trete ich den Heimweg an. Wie diese Reise begonnen hat, erfährst du in Teil 1 und Teil 2.
Die Geschichte der verlassenen Reha-Klinik
Das Reha-Centrum Urbachtal war ein Rehabilitationszentrum, das auf Grund einer Insolvenz im Dezember 2001 kurz darauf geschlossen werden musste. Seitdem steht es leer und ist dem Verfall preisgegeben. Versteckt inmitten der Natur des Urbachtals liegen die großen Gebäudekomplexe der verlassenen Klinik. Einst waren hier bis zu 200 Patienten untergebracht, die nach ihrer Krebsbehandlung Erholung suchten. Das Areal der Klinik erstreckt sich über insgesamt 10.000 m².
1957 begann W. Bartsch, Gründer des ehemaligen Reha-Centrums Urbachtal, in einem bestehenden Hotel-Restaurant, die dort untergebrachte Patienten zu betreuen. Zu dieser Zeit wurden hier ca. 15 Patienten aufgenommen. Um diese Kapazität und die medizinischen Möglichkeiten zu vergrößern und zu verbessern, wurde daraufhin das Kurheim im Urbachtal erbaut und 1959 eröffnet. Zu Beginn konnten hier dann schon 25 Patienten gleichzeitig aufgenommen werden.
Bereits ein Jahr nach dieser Eröffnung wurde das Kurheim erst auf 45 und anschließend auf 120 Betten erweitert. Die Klinik erreichte im gesamten Bundesgebiet einen ausgezeichneten Ruf. Auch in der Zeit danach gab es hier keinen Stillstand zu verzeichnen. Die Gebäudekomplexe wurden stetig erweitert, so dass nun auch bald eine Sporthalle, zwei Schwimmbäder mit Saunen, einen groß angelegten Park mit eigenem See und eine Minigolfanlage dazugehörten.
Das Kurheim wurde zu einer Klinik ausgebaut, die nun auch eine eigene Forschung in den Gebieten der Tumorerkrankung und Immunologie, sowie der Diagnostik und Therapie ermöglichten. Zuletzt wurde in den Jahren 1990-1991 ein großes Ärztehaus auf dem Areal errichtet. Im Jahr 2001 musste die Klinikleitung jedoch Insolvenz anmelden. Wenige Wochen später kam es Anfang 2002 zur endgültigen Schließung der Klinik.
Mittlerweile ist das Gelände komplett verwüstet. Fast alle Glasscheiben sind eingeworfen und auch die Feuerwehr muss immer wieder zur Brandbekämpfung ausrücken. Da die Gebäude nicht mehr über Strom verfügen, wird bei den Bränden von Brandstiftung ausgegangen. Der Wert der Gebäude wurde Mitte 2012 auf 2,5 Millionen Euro geschätzt.
Angeblich laufen immer noch Verhandlungen mit einem Investor, der das gesamte Gelände kaufen und zu einem Hotel, Wellnessresort und Wohnheim umbauen möchte. Im Jahr 2015 wurde direkt neben der ehemaligen Reha Klinik eine Erstaufnahme-Einrichtung für Geflüchtete in Form von fünf Leichtbauhallen errichtet. Die Klinik sollte eigentlich daraufhin wieder saniert werden, um die geflüchteten Menschen dort unterbringen zu können. Diese Pläne wurden allerdings wieder verworfen.
Komm mit auf einen Rundgang durch die verlassene Reha-Klinik.
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